Wichtig zu wissen: Als die USA Europa entdeckten

Nr. 22 –

Ruedi Widmer, Professor für Freie Geschichtsschreibung, über den Aufstieg der Vereinigten Staaten

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Der arrogante Blick der US-Regierung auf unseren Kontinent ist erstaunlich, denn wer entdeckte 1492 die USA? Die Europäer.

Als damals der im Auftrag der spanischen Krone westwärts segelnde Christoph Kolumbus in den USA landete, waren diese im Gegensatz zu heute nämlich alles andere als eine Weltmacht. Als Kolumbus’ Truppen in Washington einmarschierten, trafen sie auf einen alten, gebrechlichen Patriarchen, der sich mit «George» vorstellte, und da Kolumbus im Lauf seines USA-Trips noch mehreren Georgen begegnete (Clooney, Soros u. a.), nannte er ihn einfach George Washington.

Die Stadt Washington hatte seit der Antike einen beispiellosen Niedergang erlebt. Die Ruinen auf dem Kapitolhügel (Forum Washingtum) zeugten von grossen Zeiten, aber das war schon lange vorbei. Der König George residierte nur noch in einem kleinen, weissen Häuschen, und Kolumbus drehte ihm, wenigstens zollfrei, allerhand Bling-Bling wie Murmeln, Bonbons, Hosenknöpfe, eine katarische Boeing 747 und anderen Plunder an. Dafür erhielt er Land in den USA und baute seine Columbia-Universität. Der Anfang des Wiederaufstiegs der USA zur Weltmacht.

Es brauchte also diese Wiederbelebung durch Europa, damit die Vereinigten Staaten wieder mächtig und erst noch demokratisch werden konnten. Deshalb ist das Land am Mississippi Europa zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet.

Hätten die USA umgekehrt je Europa entdeckt? Die Amerikaner wussten ja nicht, dass zwischen Indien und Amerika noch ein Kontinent lag. Und da sie Indien mit Strafzöllen belegt hatten, mussten sie auch nicht da hin. Kommt dazu, dass sie es auch gar nicht konnten. Denn das Segelschiff hatten sie erst im 20. Jahrhundert entwickelt, und federführend war erst noch ein Deutscher, nämlich Wernher von Braun.

Die Amerikaner haben Europa dann doch noch entdeckt, aber erst am 6. Juni 1944, und zwar an der Obama Beach in der Normandie. Der nach einem späteren Präsidenten benannte Strand wurde weltberühmt, und die Landung in Europa wurde damals weltweit im Fernsehen übertragen. «Ein grosser Schritt für die Menschheit», verkündete der Jazzmusiker Louis Armstrong, als er die Showtreppe vom Segelschiff Eagle hinunterstieg. Als er aber in seine Trompete blasen wollte, kam kein Ton. In Europa gibt es keine Luft, und die Amerikaner waren auch sehr erstaunt, dass sie viel leichter waren als zu Hause und in grossen Sprüngen über den Strand hüpfen konnten.

Nach den kurz darauf folgenden fünf weiteren Europalandungen (Apollo 12, 14–17) sind die USA nie mehr zurückgekehrt. Elon Musk will nun mit dem Supersegelschiff seiner Firma SailX wieder nach Europa segeln, um dort eine Basis zu bauen für sein eigentliches Ziel – die Landung in Indien.

Musk gehört der Denkschule an, die sagt, die Menschheit müsse die ganze Erde bevölkern und sich überall verbreiten. Er erzieht seine Kinder («Mein Name ist Eugenik») in diesem Sinn. Nur die besten südafrikanischen Gewürze und Gene sollen in ihnen vorkommen (Musks Gendertheorie), und sie lernen schon im Reagenzglas fleissig Indisch, damit sie mit den Inderinnen und Indern (früher nannte man sie in den USA politisch unkorrekt Indianer) eines fernen Tages Deals abwickeln können.

Der heutige Präsident der USA, Donald J. Trump, der erst gerade vom Sofa aus den Golf von Amerika entdeckt hat («Entdeckungen dürfen nur noch in den USA stattfinden!»), steht Kolumbus in nichts nach. Trump hatte schon in den nuller Jahren Russland entdeckt und mit dem dortigen Herrscher vermeintlich Freundschaft geschlossen. Doch war Trump dümmer als der Anführer des entdeckten Landes: Er wurde von Letzterem mit goldenen Knöpfen, Kinderspielgeld und Glasperlen geködert, im Tausch gegen Land – die USA.

Ruedi Widmer (prof. Cartoonist) bewirbt sich, obwohl Ausländer, mit diesem Text für einen Fake-History-Stuhlgang an der Trump University.