Strassenbau: Besetzen für Schleiereule und Glögglifrosch

Nr. 26 –

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Vor zwei Jahren haben die Stimmenden des Kantons Bern den Bau der Umfahrungsstrasse Aarwangen mit 51,7 Prozent befürwortet. Doch das Nein zum Autobahnausbau im vergangenen November hat jene motiviert, die weiterhin versuchen, das Zubetonieren des Oberaargaus zu verhindern. Und so demonstrieren am vergangenen Samstag über hundert Menschen gegen das Strassenbauprojekt, ziehen von Langenthal zum Spichigwald, durch die vom Projekt bedrohte Landschaft. Dazu aufgerufen hat eine neue Bewegung, die sich «Aufstände der Allmende» nennt und am 19. Juni einen Teil des Waldes besetzt hat.

Die regionalen Strassengegner:innen sind in der IG Natur statt Beton organisiert, auch einige Landwirt:innen sind dabei. Zwei sehr unterschiedliche Szenen treffen da aufeinander, doch die «Aufstände» tun alles, um Berührungsängste abzubauen, bedanken sich am Anfang der Demo ausdrücklich bei der IG, verschenken Wasser und Sonnencreme, haben ein Deeskalationsteam dabei. Einige sind als Tiere verkleidet, und Valerio Moser, letztjähriger Schweizermeister im Poetry Slam, liest einen Text über die Liebe zu seinem «Aareplätzli» – das genau dort liegt, wo bald der Schwerverkehr über den Fluss donnern soll.

Die «Aufstände der Allmende» sind offensichtlich von den französischen «Soulèvements de la Terre» inspiriert, die sich gegen die riesigen Wasserbecken der industriellen Landwirtschaft wehren (siehe WOZ Nr. 31/23). Der Verweis auf die Allmende ist stimmig: Es geht um die Vision einer gerechten Nutzung der Ressourcen, um «einen fürsorglichen Umgang miteinander, mit allen Wesen und mit unseren Lebensgrundlagen». Eine schöne Verbindung von – ohnehin untrennbaren – ökologischen und sozialen Fragen.

Am Sonntagabend hat das Kollektiv den Wald verlassen. «Für uns sind die Ziele der Besetzung erreicht – insbesondere das Zusammenspiel von lokalem Widerstand und Menschen aus der Bewegung», schreibt es auf Anfrage. Eine weitere Zusammenarbeit, etwa mit Mahnwachen, werde diskutiert.

Auch WWF und Pro Natura wehren sich weiterhin gegen die Strasse, die Biotope für europaweit geschützte Arten wie die Schleiereule, verschiedene Fledermäuse und den Glögglifrosch zerstören würde. Ja, hätten bei Projekten wie diesem nicht auch ein paar Tiere ein Wörtchen mitzureden?