Kurzfristige Absage: Uni Bern im Abseits

Nr. 27 –

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Drei Tage vor einer Veranstaltung von Amnesty International mit dessen Generalsekretärin Agnès Callamard und Francesca Albanese, Uno-Sonderberichterstatterin für die Menschenrechtslage in den besetzten palästinensischen Gebieten, hat die Universität Bern den Organisator:innen die Bewilligung für die Nutzung ihrer Räumlichkeiten entzogen. Eine Nachprüfung, teilt die Uni am Montag mit, habe die Sorge wachsen lassen, dass die Voraussetzung für eine Veranstaltung, die «respektvoll, ausgewogen und wissenschaftsbasiert» sei, nicht erfüllt werde. Dazu führt sie fünf Tweets von oder über Albanese an, einer davon über zehn Jahre alt. Sie habe die Nachprüfung per «Webrecherche» gemacht, schreibt die Medienstelle auf Anfrage.

Das Vorgehen wirkt im besten Fall hilflos: Kurzfristig eine erteilte Bewilligung zu entziehen, ist nicht gerade «besonnen» (etwas, was die Medienstelle laut Mitteilung von Diskussionsteilnehmer:innen erwartet). Und fünf Tweets sind nicht gerade eine «wissenschaftsbasierte» Begründung. Vor allem aber hat die Universitätsleitung mit diesem Manöver ihre Veranstaltungspraxis politisch positioniert – was ironischerweise das ist, was sie wohl verhindern wollte.

In einer politischen Krise könnte die Universität ein Ort des offenen Austauschs und der Orientierung sein, sofern man das von einer Institution, die – mit ihren Hierarchien und Zugangshürden – strukturell nicht darauf ausgelegt ist, überhaupt erwarten kann. Stattdessen muss sich die Uni Bern die Kritik gefallen lassen, ideologisch zu agieren, sich nicht um das Stattfinden einer Diskussion zu bemühen – sagen wir, indem sie eigene Völkerrechtsprofessor:innen als weitere Gäste für eine wie auch immer geartete Ausgewogenheit vorgeschlagen hätte. Vielleicht stösst sie mit ihrem Verhalten wenigstens unfreiwillig eine Debatte zur Frage an, welche Rolle eine Universität im politischen Feld einnehmen könnte und wer über ihre Räume entscheidet.

Die Veranstaltung fand am Montagabend dann ausserhalb statt.