Literatur: Des Täufers Zwist mit Zwingli

Nr. 34 –

Diesen Artikel hören (2:32)
-15
+15
-15
/
+15
Buchcover von «Die himmlischen Versuchungen des Conrad Grebel»
Peter Kamber: «Die himmlischen Versuchungen des Conrad Grebel». Roman. Limmat Verlag. Zürich 2025. 318 Seiten.

Vor einem halben Jahrtausend probten Zigtausende Bäuer:innen in Europa den Aufstand – Ausdruck einer radikalen Strömung innerhalb der Reformation, die an den Grundfesten der sozialen Ordnung rüttelte. Während sich in Deutschland Martin Luther dem linken Theologen Thomas Müntzer gegenübersah, der mit den Bauernhaufen ins Feld zog, waren es in Zürich die Täufer:innen, die die von Huldrych Zwingli angestossene kirchliche Erneuerung weitertreiben wollten. Dies brachte sie zunehmend in Konflikt mit Zwingli, der selbst lange bei der Obrigkeit angeeckt war, sich nun aber um einen Ausgleich mit den Eliten bemühte.

An die Kämpfe der Zürcher Täufer:innen erinnert Peter Kamber mit seinem neuen Roman «Die himmlischen Versuchungen des Conrad Grebel». Der Historiker und Schriftsteller schildert darin den filmreifen Lebensweg von einem der führenden Köpfe der Täufer:innen. Als Sohn eines einflussreichen Zürcher Ratsherrn war Grebel als Student mit den fortschrittlichen Lehren des Humanismus in Berührung gekommen, später gehörte er zum Kreis um Zwingli. Bald aber zeichnete sich ab, dass er noch viel mehr wollte als dieser: «Himmlisch sollte die Ordnung sein, schon unter Lebenden. Im Hier und Jetzt, nicht erst in einem Danach und Später», heisst es einmal im Roman.

Biografisch einschneidend für den jungen Mann war zuvor schon die Begegnung mit einer Novizin namens Barbara, in die er sich verliebte und die er gegen den Willen seiner Eltern schliesslich ehelichte. Nach dem Bruch mit Zwingli machte sich Grebel auf, um die täuferischen Ideen zu verbreiten, so kam es zur räumlichen Trennung des Paares. 1526 erlag er, noch keine dreissig, der Pest.

Kambers historischer Heimatroman rückt nicht nur die gern mal übersehene Radikalreformation in den Fokus, er liest sich zudem packend – und kommt dabei glücklicherweise ohne sprachliche Manierismen aus. Zudem ist das Buch aufwendig recherchiert: Auf seiner Website führt der Autor über 130 Seiten Belege und Zitatnachweise auf.