Serie: Diplomatie wie früher

Schon in «Mais im Bundeshuus» und «L’expérience Blocher» zeigte der Lausanner Filmemacher Jean-Stéphane Bron sein Flair für die unterhaltsamen Hinterzimmer der eidgenössischen Politik. Mit der vielgelobten und auf der Piazza in Locarno gross lancierten neuen Serie «The Deal» wagt er sich nun aufs internationale Parkett. Erzählt wird aber aus der Perspektive der Schweiz: Hauptfigur ist die Diplomatin Alexandra Weiss (Veerle Baetens), die zur Zeremonienmeisterin in einer diffizilen Verhandlungsrunde zwischen den USA und dem Iran wird. Es geht um das iranische Atomprogramm und um eine Deckelung der Urananreicherung, die verhindern soll, dass der Iran Nuklearwaffen herstellt. Ein Durchbruch ist so greifbar wie ein Scheitern.
Die iranische Delegation ist gespalten: Aggressive Revolutionsgarden bedrängen den gemässigten Verhandlungsführer. Die demokratische US-Vertreterin wird von den Republikaner:innen drangsaliert. Die Schweizer Diplomatin ist zerrissen zwischen nervtötendem Job und ihrer Liebe zum iranischen Atomspezialisten, den sie einst in Teheran kennengelernt hat. Und dann funken auch noch andere Privatangelegenheiten, eine scharfzüngige EU-Delegierte und der israelische Geheimdienst dazwischen.
Bron folgt den Regeln des aristotelischen Dramas, hält sich an Einheit von Ort, Zeit und Handlung: Schauplatz ist ein Nobelhotel in Genf, Beginn und Ende der Verhandlungen markieren Anfang und Abschluss des Sechsteilers. Dass die packende fiktionale Aufbereitung einen realen politischen Hintergrund hat – die Atomverhandlungen im Frühjahr 2015 –, wird für politisch Interessierte paradoxerweise zum Wermutstropfen. Auch weil die Spannungen zwischen USA, Israel und Iran gerade wieder eskaliert sind, wüsste man lieber ganz genau, wie wahrheitsgetreu «The Deal» die Geschehnisse vor zehn Jahren zeigt. Damals – bevor der selbsternannte «Dealmaker» Trump auf den Plan trat, Kriege ausbrachen oder weiter eskalierten und solche Gespräche, wie Bron sie kunstvoll inszeniert, fast undenkbar geworden sind.