Robert Redford (1936–2025): Der Unbestechliche

Nr. 39 –

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Für zu spät Geborene war es erst mal schwer, ihn als Filmstar ganz ernst zu nehmen: zu blond, zu athletisch, zu gut aussehend, ein vom Wetter gegerbter Schönling für ältere Semester. Doch mit der Zeit wurde es unmöglich, ihm nicht den grössten Respekt zu zollen. Und jetzt, da der US-Schauspieler Robert Redford im Alter von 89 Jahren gestorben ist, sieht man darin auch eine kulturelle Zäsur: Nun, da die personifizierte Respektlosigkeit an der Macht ist in seinem Land, stirbt ein Unsterblicher, einer, der immer absolut integer geblieben ist und der auch dort den Anstand verkörperte, wo seine Figuren am Rande des Gesetzes oder jenseits davon operierten.

Seine entsprechenden Wegmarken als Schauspieler sind bekannt, von «Butch Cassidy and the Sundance Kid» (1969) bis «All the President’s Men» (1976), um nur zwei der wichtigsten seiner Filme zu nennen. Gerade Letzterer, Alan J. Pakulas Thriller über die beiden Reporter, die bei der «Washington Post» den Watergate-Skandal aufdeckten, wirkt heute wie ein Relikt aus fernen Zeiten – weil der Journalismus sich verändert hat, aber auch, weil gerade die «Washington Post» nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, seit ihr heutiger Besitzer Jeff Bezos diese Nähe zur Macht kultiviert.

Kaum zu überschätzen sind Redfords Verdienste als Gründer des Sundance Institute, das neben vielen Förderprogrammen auch das gleichnamige Festival in Park City ausrichtet. Zwar hat dieses längst seine eigenen Stereotype des Independentfilms hervorgebracht, aber Sundance war früh auch ein Garant für mehr Diversität, der Leuten wie Barry Jenkins, Eliza Hittman oder RaMell Ross den Weg geebnet hat.

Und Redford selber? Der legte mit 76 und 81 Jahren nochmals nach, mit zwei seiner besten Rollen überhaupt. Einmal allein auf See, als Hobbysegler, der um sein Leben kämpfen muss, als ein Frachtcontainer voller Turnschuhe sein Boot aufschlitzt – ein elementarer Thriller über einen alten weissen Mann, der sich gegen seinen Untergang stemmt («All Is Lost», 2013).

Und dann Redfords letzte grosse Rolle, als Outlaw, der auch im hohen Alter weiter tut, was er am besten kann: In David Lowerys New-Hollywood-Hommage «The Old Man and the Gun» (2018) raubt er Banken aus und bleibt dabei Gentleman durch und durch. Frei nach Bertolt Brecht: Was ist schon ein Überfall auf eine Bank gegen die Gründung einer Bank.