Ein Ungebrochener

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«Das Exil ist der Traum von der Rückkehr», sagt Andrei Sannikow an einer Stelle von «This Kind of Hope», im Hintergrund ist die Warschauer Ausländerbehörde zu sehen. Sein Leben, das einst mitten im Zentrum der Macht spielte, ist heute geprägt von Behördengängen und Warteräumen.

Sannikow ist ein prominenter belarusischer Oppositioneller, seine Biografie spiegelt die Umbrüche, die das Land an Europas Peripherie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion durchlebt hat. Erst ist er dabei, wenn die atomare Abrüstung von Belarus verhandelt wird, unter Alexander Lukaschenko wird er Vizeaussenminister, bevor er wenige Jahre später mit der Macht bricht. Er tritt 2010 zur Präsidentschaftswahl an, wird für seine Dissidenz gefoltert und ins Gefängnis gesteckt. Als er freikommt, verlässt er das Land. Heute kämpft er von Polen aus dafür, dass seine Landsleute eine erfreulichere Zukunft haben.

Sannikows beeindruckender Biografie hat der schweizerisch-polnische Regisseur Pawel Siczek seinen Dokumentarfilm «This Kind of Hope» gewidmet, der die diesjährigen Solothurner Filmtage eröffnet. Jahrelang hat er den Dissidenten eng begleitet – und zeichnet in leisen, melancholischen Bildern dessen Leben nach: vom aufstrebenden Politiker bis zum politischen Flüchtling, wie sie die postsowjetischen Länder so oft hervorgebracht haben. Den passenden Soundtrack dazu liefert der Winterthurer David Langhard.

Die Stärke von Siczeks Film ist es, dass er nicht bloss die Weltpolitik verhandelt, sondern aufzeigt, wie sich die grossen Umbrüche auf die Betroffenen auswirken. Als Sannikow flüchtet, kann seine Frau, die Journalistin Iryna Chalip, ihn erst nicht begleiten, weil sie unter Bewährung steht. Mit ihr in Minsk bleibt Sohn Danila.

Dieser ist dann auch der heimliche Protagonist, immer wieder nimmt die Kamera ihn in den Blick und wirft damit eine oft vergessene Frage auf: Wie wächst man als Kind eines Mannes wie Sannikow auf? Der Film endet damit, dass Danila – inzwischen ein junger Erwachsener, der mit den Eltern im Warschauer Exil lebt – nach Minsk zurückkehrt. Drei Monate später greift Russland von belarusischem Gebiet aus die Ukraine an.

Anna Jikhareva