Keine geraden Wege

wobei 3/

Es ist heiss in Paris, fürchterlich heiss, als Adikou ihren Sommerjob in der Fastfoodküche an den Nagel hängt, den sowieso schon viel zu warmen Cidre zu Hause neben dem Sofa stehen lässt – und kurzerhand nach Lomé in Togo, fliegt. Dort ist es noch viel heisser. Und viel, viel komplizierter, als sie es sich je hätte vorstellen wollen. Schon am Flughafen, wo sie von einem Professor und Freund ihres Vaters abgeholt wird, nimmt die Verunsicherung ihren Lauf: Hat sie tatsächlich ihr Leben lang den eigenen Namen falsch ausgesprochen?

Adikou, das ist die Titelheldin in Raphaëlle Reds Debütroman: eine entschlossene, ungeduldige, immer wieder unsichere Protagonistin, Tochter einer Französin und eines Togolesen, der schon länger verschwunden ist und – wahrscheinlich – ein Freiheitskämpfer war. Man erfährt es nicht ganz genau, wie so vieles in diesem Roman. Weil Adikou selbst nicht über alle Informationen verfügt, weil man manche Dinge nicht abschliessend wissen kann, weil es so fürchterlich heiss ist, weil es am Ende gar nicht so wichtig ist? Auf der Suche nach noch so spärlichen Anzeichen von Zugehörigkeit ist Adikou in Lomé und Umgebung ebenso verträumt wie rastlos unterwegs. Anders ist sie auch hier: Auf einmal ist ihre Hautfarbe heller, nicht dunkler als die der meisten, und wahrgenommen wird sie – ja, als was eigentlich, vielleicht einfach als Touristin? Sie tastet sich voran, trifft auf entfernte Familienmitglieder und findet in der Kellnerin einer kleinen Bar ihre engste Bezugsperson.

Um diesen Artikel zu lesen, haben Sie drei Möglichkeiten:

Jetzt die WOZ abonnieren Login (für Abonnent:innen) App laden und Einzelausgabe kaufen