Julian Radlmaier: Solidarität der Sehnsüchtigen
Manches ist erfunden, die absurdesten Motive sind verbürgt: Nach der marxistischen Vampirkomödie «Blutsauger» überrascht Julian Radlmaier in seinem neuen Film mit subversiver Romantik. Ein erster Höhepunkt im Wettbewerb von Locarno.

Mittelalterliche Fachwerkhäuser, Häuserblocks aus DDR-Zeiten, Industriebrachen, Kirschbäume, ein riesiger Rosengarten und eine Abraumhalde aus dem Kupferabbau, die sich wie eine Fotomontage über die ganze Stadt erhebt: Das ist der spektakuläre Schauplatz von «Sehnsucht in Sangerhausen», dem neuen Film von Julian Radlmaier, in dem eine kleine Kreisstadt im südlichen Harzvorland zum Hort subversiv romantischer Kräfte wird. Für den Regisseur mit Wahlheimat Berlin, der sich bislang vor allem mit intellektuell verstiegenen Klassensatiren einen Namen gemacht hat, ist sie ungewohnt zugänglich, diese Abenteuerkomödie, die im Wettbewerb in Locarno ein erstaunlich breites Publikum erheiterte.