Literatur: Wo das Scheitern beginnt

Nr. 35 –

Ein Lehrstück: Christoph Hein schildert in «Das Narrenschiff» anhand von fünf Hauptfiguren nüchtern und präzis, warum der Aufbau einer neuen Gesellschaft in der DDR nicht gelingen konnte.

45 Jahre deckt das neue Buch von Christoph Hein ab, von 1945 bis 1990, so lange wie die deutsche Ostzone beziehungsweise die DDR existiert hat. Ist das jetzt also der «grosse DDR-Roman», der seit längerem gefordert, erhofft, befürchtet wurde?

Vorerst einmal ist «Das Narrenschiff» kein – womöglich autobiografisch unterlegter – Bericht über die Literatur- und Kulturszene, die Hein doch mitgeprägt hat. Die Geschichte der DDR wird anhand von fünf Hauptfiguren nachgezeichnet. Zwei davon stammen aus dem ökonomischen Bereich: der Bergbauingenieur Johannes Goretzka und der Ökonomieprofessor Karsten Emser. Dazu kommen der Germanist und Anglist Benaja Kuckuck sowie die beiden Frauen Yvonne Goretzka und Rita Emser, die sich in der Staats- und Kulturbürokratie hocharbeiten. Ja, politische Überwachung und kulturpolitische Verengungen kommen vor, aber es geht ursächlich um die DDR als ökonomisch scheiternden Staat, mit entsprechenden gesellschaftlichen Konsequenzen.

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