Wirtschaftskrise in der Türkei: Wenn nicht mal die Eier noch bezahlbar sind

Nr. 36 –

Teure Grundnahrungsmittel, exorbitante Mieten: Die Inflation macht den Menschen in der Türkei zu schaffen. Nun erlebt das Land eine Serie von Arbeitskämpfen.

Hunderttausende von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes legten Mitte August in der Türkei für einen Tag ihre Arbeit nieder, weil es zu keiner Einigung bei den Tarifverhandlungen mit der Regierung gekommen war. In fast allen Provinzen, insbesondere in den Metropolen Ankara, Istanbul und Izmir, organisierten Streikende Proteste. In Ankara nahmen gemäss Berichten Zehntausende an einer Demonstration teil. In Izmir gingen 23 000 Personen auf die Strassen. Sie protestierten gegen das aus ihrer Sicht völlig unzureichende Lohnangebot der Regierung angesichts der anhaltend hohen Inflation. «Obwohl mein Mann und ich beide arbeiten, können wir uns kein Fleisch mehr leisten», erzählt am Telefon eine Frau, die bei den Demonstrationen dabei war. Sie will lieber anonym bleiben, um ihren Job nicht zu verlieren. «Wenn es so weitergeht, dann können wir bald auch unsere Stromrechnungen nicht mehr bezahlen. Alles wird teurer, wir arbeiten immer mehr und werden dennoch ärmer.»

Fast alle Gewerkschaftsverbände des öffentlichen Dienstes, selbst die regierungsnahen, hatten zum ersten Mal gemeinsam den Streik am 18. August organisiert. Betroffen von den Tarifverhandlungen sind rund sechs Millionen Angestellte. Der Streik hatte erhebliche Auswirkungen, insbesondere auf die türkische Post (PTT) und den Eisenbahnverkehr, zeitweise fuhren mancherorts überhaupt keine Züge mehr. Zuvor hatten die Generaldirektionen der Eisenbahnen und der PTT den Beschäftigten mitgeteilt, dass diese sich unter keinen Umständen an der Arbeitsniederlegung beteiligen dürften. Wer dies dennoch tue, müsse mit Disziplinarmassnahmen rechnen.

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