Epilog Gedenksteine im Valle Onsernone

An einem sengend heissen Tag im August steht Ruth Dreifuss im hintersten Zipfel des vielleicht abgelegensten Tals der Schweiz und hält eine Rede. Wer von Spruga, dem letzten Ort im Valle Onsernone, zu den Craveggia-Bädern will, muss erst mal eine ganze Weile durch die Hitze stapfen. Hier, wo die Thermalquellen schon vor vielen Hundert Jahren bekannt waren, hat sich an diesem Morgen eine ernsthaft-feierliche Gesellschaft zum Gedenken versammelt. Rund hundert überwiegend ältere Menschen stehen im Kreis. Begleitet von melancholischen Klängen einer kleinen Band, werden drei «Stolpersteine», Gedenkmarken für Opfer der NS-Verfolgung, in die Erde gelassen – zur Erinnerung an ein Kapitel Schweizer Geschichte, das sich zwar ins kollektive Gedächtnis des Tals, eines Refugiums für Aussteiger:innen und Intellektuelle, gebrannt hat, darüber hinaus aber nur wenig bekannt ist.