Streik, Streik, Streik!
Lila sei das neue Rot, schrieb der «Blick» am Sonntag, der 14. Juni der neue 1. Mai! Der feministische Streik liege in «linken Händen», gar von «marxistischer Folklore» war die Rede. Gewohnt durchschaubar versuchte der Kommentar, den heutigen Protesttag zu delegitimieren. Für Klicks nach unten zu treten, gehört beim bürgerlichen Boulevard zur Geschäfts-DNA.
In einem hat der «SonntagsBlick» jedoch recht: Der 14. Juni ist – genauso wie der 1. Mai – ein Arbeitskampftag. Wie 1991 und 2019 streiken wir heute, um den Wert unserer Arbeit sichtbar zu machen. Weil feminisierte Arbeit noch immer schlechter bezahlt, nicht bezahlt – oder gar nicht als Arbeit anerkannt wird. Weil sich die Care-Krise in den kommenden Jahren noch verschlimmern wird. Weil die globalen Sorgeketten, in denen migrantische Arbeiter:innen die Pflege und Betreuung von Privilegierten übernehmen, eine intersektionale Analyse benötigen. Eine Analyse, die nicht in Haupt- und Nebenwidersprüchen denkt, sondern verschiedene Unterdrückungskategorien wie Race, Class und Gender miteinander verknüpft. Der Streik ist eine Praxis, die diese Ungleichheiten solidarisch zu überwinden sucht.
Feministisches Streiken wie am 14. Juni ist daher, wie eigentlich auch der 1. Mai, revolutionär. Zum einen, weil es das Patriarchat und die starren, heteronormativen Geschlechterrollen herausfordert. Und zum anderen, weil es das Potenzial hätte, alles umzukrempeln: Wenn wir Sorge und Fürsorge anders organisieren wollen, dann gehts ums Ganze. Denn die Profite im Kapitalismus sind von schlecht und nicht bezahlter Sorgearbeit abhängig, sie bauen darauf.
Care neu zu denken, bedeutet, die neoliberale Erzählung von eigenständiger Leistung zu entlarven. Niemand von uns kann ohne die anderen leben, wir hängen voneinander ab und sind füreinander verantwortlich. Was wir brauchen, ist ein radikaler ökonomischer Paradigmenwechsel: ein neues Wirtschaftssystem, das nicht Börsenkurse, exponentielles Wachstum und Profite, Umweltzerstörung und kompetitives Gegeneinander ins Zentrum stellt – sondern die Menschen und die Fürsorge füreinander, für die Ökosysteme und die Natur. Ein Wirtschaften, das Bedürfnisse erfüllt und den Kreislauf des Lebens erhält.
Ob also Lila, Grün, Schwarz oder Rot: Streiken wir heute – für die feministische Zukunft von morgen.