Klimademo: Terran unterwegs
Zuerst die Enttäuschung: Die Berner Schützenmatte ist nicht einmal voll! Aber dann der Blick nach vorne, auf die Strasse: Menschen, so weit das Auge reicht. Die meisten, die vom Bahnhof kommen, bleiben auf dem Weg zum Treffpunkt stecken. So sind jene, die früh auf der Schützenmatte waren, zuhinterst und warten über eine Stunde, bis sie überhaupt losgehen können – während die Spitze der Klimademo den Bundesplatz bereits erreicht hat. Der Demozug ist 1,3 Kilometer lang. Die Schätzung der «Berner Zeitung» – 20'000 Menschen – ist sicher zu knapp. Die Organisator:innen sprechen von 60'000. Jedenfalls sind es sehr viele, die sich immer noch für den Klimaschutz mobilisieren lassen.
Sehr präsent sind Schilder gegen den Autobahnausbau: Der Verkehrs-Club der Schweiz hat am Vortag der Demo das Referendum gegen den Parlamentsbeschluss ergriffen. Aber auch Ärzt:innen, Kommunist:innen, Landwirt:innen, Gewerkschafter:innen, Musiker:innen, Christ:innen und Queers sind da; Junge, Alte, Dinosaurier, eine Gruppe Genfer:innen mit rollenden Ölbohrtürmen. Und Kinder, die ganz viele Herzen auf Eisbärfotos gemalt haben. Manchmal fällt es schwer, nicht in Tränen auszubrechen. Vielleicht hilft Ironie? Erster Preis in dieser Kategorie: das Schild «Leonardo DiCaprio’s girlfriends deserve a future». Der neue Verein Terran ist auch dabei: Man habe einen positiven Begriff gesucht, um «Ich fliege nicht» sagen zu können, erklärt eine Aktivistin. Also: «Ich bin terran.» Sehr gut.
Nein, Ironie hilft nicht. Eher grimmige Hartnäckigkeit: Wenn Bundesrat und Parlament nicht handeln, kommen wir halt wieder. Wenn es sein muss, noch lange.