Acht Transpis für den achten März

Morgen ist internationaler feministischer Kampftag. Acht Sprüche für dein Transparent – denn Gründe, um auf die Strasse zu gehen, gibt es mehr als genug:

We don’t fight for flowers (Wir kämpfen nicht für Blumen)
 1911 riefen sozialistische Organisationen den Weltfrauentag aus. Inzwischen droht er zur kommerziell vermarkteten Folklore zu verkommen. Dabei gibt es auch nach 103 Jahren immer noch genug Ungerechtigkeiten, gegen die es sich als Feminist:in zu kämpfen lohnt: Nein, wir wollen keine Chefinnensesselaktionen oder Blumenrabatte, keine Mami-Partys und auch keine Symbolpolitik. Sondern echte Systemveränderung, jetzt.

United against patriarchy (Gemeinsam gegen das Patriarchat)
Das System schadet nämlich uns allen, auch den Männern.

Dini Mueter schafft nüm gratis
 78 Prozent aller Mütter in der Schweiz arbeiten Teilzeit, bei den Vätern sind es 12 Prozent. Dafür übernehmen Mütter in Paarhaushalten mit zwei Kindern durchschnittlich 23 Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Väter – pro Woche!

Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten, wie ich bezahlt werde
Obwohl weiblich konnotierte Arbeit in Kümmern, Pflege, Reinigung und so weiter systemrelevant ist, wird sie entweder schlecht oder gar nicht bezahlt.
Deshalb leiden immer noch vermehrt Frauen und weiblich sozialisierte Personen unter Armut: vor allem im Alter, mit einem Drittel weniger Rente als Männer. Und in Einelternhaushalten: Fünf von sechs Alleinerziehenden sind Frauen, und wiederum ein Fünftel von diesen lebt in finanziellen Schwierigkeiten.

Ni una menos – vivas nos queremos (Nicht eine weniger – lebend wollen wir uns)
Femizide geschehen überall auf der Welt. In der Schweiz wird alle zwei Wochen eine Frau durch ihren Ehemann, Lebensgefährten, Expartner, Bruder, Vater oder Sohn getötet. Jede Woche überlebt eine Frau in der Schweiz einen versuchten Femizid.

Don’t protect your daughter, educate your son (Beschütz nicht deine Tochter, bilde deinen Sohn)
Consent und Awareness können erlernt werden. Keine Angst, Kommunikation ist sexy, auch im Bett! Zur Ergänzung auf die Rückseite: Whatever we wear, wherever we go, yes means yes and no means no! (Egal, was wir tragen; egal, wohin wir gehen: Ja heisst ja und nein heisst nein!) Das sollte auch so im Gesetz stehen, damit wir endlich ein Sexualstrafrecht haben, das den Namen verdient.

Viva la Vulva (Es lebe die Vulva!)
Menschen mit Uterus erhalten viel seltener ihren Bedürfnissen angepasste medizinische Versorgung. Sie werden in der Forschung systematisch benachteiligt, ihr Geschlechtsorgan kommt in der ärztlichen Ausbildung kaum vor. Die Schweiz kennt als einziges Land in Europa keinen Mutterschutz vor der Geburt. Und wer kann schon mit solcher Leichtigkeit eine Vulva zeichnen, wie das beim Penis der Fall ist? Da hilft nur: Üben, üben, üben!

Immer no hässig
Wut wird vor allem bei Männern erwartet und geduldet. Frauen haben nicht wütend, sondern zurückhaltend und verständnisvoll zu sein. Schluss damit! Die Bürgerrechtlerin Rosa Parks blieb in der Zeit der rassistischen Segregation in den USA auch nicht im Bus sitzen, weil sie müde war, wie ihr heute gerne unterstellt wird. Nein, sie war wütend. Auch wir sollten ab und zu sitzen bleiben. Nicht aus Erschöpfung, sondern aus Überzeugung. Sollen doch andere den Tisch abräumen, damit wir genug Platz zum Transparente malen haben.

Es empfiehlt sich die kämpferischen Kunstwerke sorgfältig aufzubewahren. Schon bald steht nämlich der 14. Juni vor der Tür – und wir stehen wieder auf der Strasse.

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Kommentare

Kommentar von Bischof

So., 10.03.2024 - 12:35

Vielen Dank für diesen wichtigen und wertvollen Beitrag zum Internationalen Frauen*tag vom 8. März.

Wie kommt es, dass in der Schweiz die Demos anlässlich des Internationalen Tags der Frauenrechte weitgehend unbewilligt sind?
Wer kann Auskunft geben?