Fankurven: Sololauf der Repression
Erst letzte Woche kam es zum grossen Knall: Die Fussballklubs haben den gemeinsamen Verhandlungstisch mit den kantonalen Justiz- und Polizeidirektionen verlassen. Doch nun zeigt sich: Die Basler Polizeidirektorin Stephanie Eymann will den eigenwilligen Kurs der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) fortsetzen, daran liess sie im heutigen «Streitgespräch zur Fangewalt» mit Thomas Gander, Exgeschäftsführer von Fanarbeit Schweiz, in den Tamedia-Zeitungen keinen Zweifel. Sie bedaure den Entscheid der Klubs, so Eymann, sei aber froh, dass aufseiten der Behörden weiterhin Einigkeit bestehe. «Diese Allianz bröckelt nicht», fügt sie an.
Ähnlich hatte schon letzten Donnerstag die Nidwaldner Sicherheitsdirektorin Karin Kayser-Frutschi den Ausstieg der SFL (Swiss Football League) aus den Gesprächen bewertet: «Dass nach dieser gemeinsamen Erarbeitung der Ausstieg ohne weitere Lösungsansätze kommt, das ist bedauerlich», so die KKJPD-Kopräsidentin.
Seit über einem Jahr versuchten die KKJPD und die SFL, zusammen ein Modell zur Verhinderung von Gewalt rund um Fussballspiele zu entwickeln. Doch die Ausarbeitung des Modells sorgte für grosse Diskussionen. Insbesondere weil die KKJPD seit April 2023 zum Sololauf angesetzt hatte: Nur gerade einen Monat nach Beginn der konkreten, gemeinsamen Ausarbeitung des sogenannten Kaskadenmodells begann sie, Sanktionen auszusprechen, die eben Teil dieses – sich in Erarbeitung befindenden – Modells waren.
Das Kaskadenmodell sieht unterschiedlich repressive Massnahmen als Reaktion auf das Auftreten von vordefiniertem Fehlverhalten der Fans vor. Von Stufe zu Stufe werden dabei die Massnahmen restriktiver und reichen von Lagebesprechungen mit den Sicherheitsverantwortlichen der Klubs über die Intensivierung der Einlasskontrollen bis hin zu Sektorenschliessungen oder Geisterspielen ganz ohne Zuschauer:innen.
Stand heute wird die KKJPD das Kaskadenmodell gegen den Willen der Vereine ab nächster Saison einführen. Die Fankurven reagierten bereits in den letzten Monaten auf die Sanktionen mit gemeinsamen Protesten – auch die Vereine stellten sich hinter sie. Der FC Zürich geht aktuell gar rechtlich gegen eine Kurvensperrung vor.
Auf diese vertrackte Situation kann es eigentlich nur eine Antwort geben: Weniger Machtdemonstration, mehr Dialog.