Bereits zum zehnten Mal beschenkt Spotify seine Nutzer:innen mit einem Rückblick aufs eigene Hörverhalten - dem alljährlichen «Spotify Wrapped». Dabei erhalten die Nutzer:innen der Streamingplattform einen Zusammenfassung, wie oft sie was gestreamt haben, wer ihre Lieblingskünstler:innen waren.
Während Nutzer:innen mit Spotify Wrapped einen unterhaltsamen Blick auf ihr persönliches Hörjahr werfen können, bietet der Dezember auch Gelegenheit für einen nüchternen Blick auf das Unternehmen selbst: «Get big fast!» lautet die Geschäftsstrategie von Spotify-Gründer und -CEO Daniel Ek, der Ende 2023 mit Bedauern den Abbau von weiteren 1500 Stellen bekannt gab.
Es handelte sich dabei um die dritte Entlassungswelle innert kürzester Zeit. Nach wie vor zahlt Spotify den Künstler:innen 0.003 Dollar pro Stream. Wer kein Weltstar ist, kann von solchen Einnahmen kaum leben. Das sieht auch Spotify selbst so und führte ab Anfang dieses Jahres die Praxis ein, dass Künstler:innen deren Songs weniger als 1000 Streams aufweisen haben, gar keinen Anspruch auf Beiträge haben. Zusätzlich müssen Songs eine Mindestzahl von monatlichen Hörer:innen aufweisen, um in den Genuss von Auszahlungen zu kommen. Was Künstler:innen mit einer kleinen, aber engagierten Fanbasis klar benachteiligt. Der Ertrag aus den Songs, die diese Mindestanforderungen nicht erfüllen, beläuft sich auf 40 Millionen US-Dollar pro Jahr. Dieses quasi blockierte Geld will Spotify auf Künstler:innen verteilen, die nach undurchsichtigen Kriterien Anspruch auf eine Vergütung haben.
Wegen dieser Praktiken wird vermehrt Kritik an Spotify laut. Der Interessenverband der Independent-Musiker:innen Pro Musik hat eine Petition lanciert, die bis heute knapp 58000 mal unterschrieben wurde. Der Verband liess in einem Statement verlauten, dass die Vergütungspraxis bei Spotify dafür sorge, «dass die Schere zwischen besonders erfolgreichen Musiker:innen und kleineren Musiker:innen immer weiter auseinander geht». Das sei «Survival of the fittest, Turbokapitalismus at ist best». Das kritisierte auch das EU-Parlament, das eine gerechte Bezahlung für Künstler:innen sowie faire und transparente Algorithmen und Empfehlungstools forderte.
Die Spotify-Wrapped-Zusammenfassungen sind auch dieses Jahr so aufbereitet, dass sie mit nur ein paar wenigen Klicks auf Social Media geteilt werden können. Was dann auch ganz viele tun - und damit dem Unternehmen dabei helfen, seine Marktdominanz weiterhin zu stärken. Daniel Ek und seine Shareholder wird es freuen.