Die Kryptobros von der TX Group
Die Kleinanlegerin ist definitionsgemäss die Gelackmeierte, doch die vergangenen Wochen waren besonders hart: Seit Jahren raten Finanzberater:innen dazu, Erspartes in vermeintlich idiotensichere, dafür wenig renditeträchtige Indexfonds zu investieren, damit man im Alter nicht am Hungertuch nagen muss – und dann ist man plötzlich gezwungen mitanzusehen, wie gänzlich unseriöse und zeitweilig schon totgesagte Kryptowährungen durch die Decke gehen. Da deren Zukunft vor allem davon abhängig ist, dass Krypto wohlgesinnte Politiker:innen am Ruder sind, sind die Kurse von Bitcoin, Ethereum und Co. nach der wiederholten Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten in die Höhe geschossen, zur Freude der Internationale neureicher «Kryptobros». Immerhin: Da es sich bei dieser Anlageform nach wie vor um ein reines Glücksspiel handelt, kann es mit dem Kryptomärchen jederzeit auch wieder vorbei sein.
Ein weniger glückliches Händchen hatte jedenfalls die TX Group mit ihrem Investment in die Onlinehandelsbörse Lykke, wie das Onlineportal «Tippinpoint» berichtet. Der Medienkonzern war demnach 2018 mit zwei Millionen Franken bei der Zuger Kryptoplattform eingestiegen, wofür er sogenannte Lykke Coins erhalten hatte. Diese Anlage ist inzwischen allerdings wertlos: Lykke ist insolvent. Das 2015 von Richard Olsen, einem Urenkel des Bankers Julius Bär, gegründete Start-up war seit längerem schon in unruhiges Fahrwasser geraten, 2019 machte Lykke 8,2 Millionen Franken Verlust, 2020 5,2 Millionen, ehe im Sommer 2023 auch noch ein Hackerangriff dazukam: Cyberkriminelle erbeuteten Kryptobestände im Wert von 22 Millionen Franken. Anfang Dezember ging die Plattform nun vom Netz.
Jetzt bangen die Lykke-Kund:innen um ihr Geld, während die TX Group auf einem Haufen wertloser Coins sitzt. Pikant ist zudem, dass laut «Tippinpoint» ein ehemaliger TX-Mitarbeiter, der bei Tamedia den Ventures-Bereich leitete, anderthalb Jahre lang bei Lykke Corp im Verwaltungsrat sass. Hellhörig dürften auch die Mitarbeiter:innen des Medienunternehmens werden: Dieses hatte im Spätsommer abermals einen umfangreichen Stellenabbau in der Deutsch- und der Westschweiz verkündet. «Wir reduzieren die Komplexität, um uns besser und agiler in der sich sehr dynamisch verändernden Medienwelt aufzustellen», hiess das damals im Unternehmenssprech. Ein noch besseres und agileres Bild würden VR-Präsident Pietro Supino und Co. abgeben, würden sie nicht treuherzig mit Millionensummen herumzocken.