Iran: Journalistin frei, Fragen offen

Die im Iran inhaftierte italienische Journalistin Cecilia Sala ist wieder frei. Die 29-Jährige landete gestern mit einem Flugzeug der italienischen Luftwaffe in Rom. Dort wurde Sala von Familie und Freund:innen erwartet wie auch von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Zuvor hatte Sala seit ihrer Verhaftung am 19. Dezember fast drei Wochen im Evin-Gefängnis von Teheran gesessen. Konkrete Beschuldigungen gegen sie waren zunächst nicht bekannt geworden, nur der vage Vorwurf, sie habe «gegen Gesetze des Landes verstossen». Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Sala besass ein gültiges Journalist:innenvisum, zudem hatte sie den Behörden der Islamischen Republik wie verlangt die Gesprächspartner:innen für ihren Podcast und für ihre Artikel in der Tageszeitung «Il Foglio» mitgeteilt. Bei ihren Recherchen wurde sie von einer akkreditierten iranischen Dolmetscherin begleitet.

Allem Anschein nach steckte hinter der Inhaftierung der Journalistin das zynische Kalkül, den italienischen Staat zu einer Art Gefangenenaustausch zu erpressen. Denn drei Tage vor Salas Festnahme im Iran hatte die italienische Polizei am Mailänder Flughafen Malpensa den iranischen Ingenieur Mohammad Abedini verhaftet. Gegen ihn liegt ein internationaler Haftbefehl vor, ausgestellt von der US-Justiz, die nun seine Auslieferung fordert. Der Vorwurf gegen den Iraner: Er habe seinem Land Bauteile für Drohnen beschafft und damit gegen das unter anderem von den USA verhängte Embargo verstossen.

Moralisch mitangeklagt ist die ETH Lausanne, wo Abedini bis 2022 tätig war. Ebenfalls in Lausanne soll er die Firma Illumove gegründet haben, über die dann die verbotene Ware exportiert worden sei. Die NZZ sieht in Abedini einen «gefährlichen Drohnenschmuggler» und suggeriert eine Mittäterschaft bei einem Drohnenangriff auf eine Militärbasis in Jordanien, bei dem Anfang 2024 drei US-Soldaten getötet wurden.

Konkrete Beweise gegen Abedini wurden bislang nicht bekannt. Gegenüber der italienischen Botschafterin in Teheran protestierte die iranische Regierung gegen die «Geiselnahme» eines Staatsbürgers. Abedinis Anwälte wiederum verlangen von den Behörden, die Untersuchungshaft ihres Mandanten in Hausarrest umzuwandeln. Darüber wird am 15. Januar ein Mailänder Gericht entscheiden.

Im Fall Salas gab es offenbar intensive Bemühungen um eine Freilassung der Journalistin, auf Wunsch ihrer Familie fernab der Öffentlichkeit. Zu den Umständen ihrer nun erfolgten Rückkehr nach Hause hat sich die italienische Regierung noch nicht geäussert. Ob es einen Deal gab, der auch Abedinis Inhaftierung in Italien betrifft, ist daher bislang unklar.