Rassismusbericht 2024: Dreimal täglich ein Vorfall

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Rassismus ist in der Schweiz an der Tagesordnung: 1211 Fälle von rassistischer Diskriminierung hat das Beratungsnetz für Rassismusopfer für 2024 dokumentiert und ausgewertet. Die Vorfälle ereignen sich überall: in der Schule (230 Fälle), am Arbeitsplatz (169) oder im Gesundheitswesen (46) – und auch immer wieder durch die Polizei (76). «Rassistisch handelnde Personen sind selten Rechtsextreme, sondern häufig Personen, die sich selbst nicht als rassistisch einschätzen würden und sich der Folgen des eigenen Handelns oft nicht bewusst sind», heisst es dazu im Bericht des Netzwerks, das von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus und der Menschenrechtsorganisation humanrights.ch gemeinsam betrieben wird. 

Alarmierend am neuen Bericht ist der starke Anstieg der Vorfälle um fast vierzig Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als Grund wird insbesondere der Krieg im Nahen Osten genannt, der zu einem Anstieg von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus geführt habe. Auch die Debatten rund um Flucht und Migration trugen zur Zunahme bei. Zugleich ist die Sensibilisierung gestiegen: So melden sich Betroffene oder Zeug:innen vermehrt bei Beratungsstellen, die es mittlerweile in allen Kantonen gibt. Am stärksten stiegen im Berichtsjahr die Fälle von antimuslimischem Rassismus. Dass sie nicht länger ausgeblendet werden, hat auch mit einer spezifischen Beratungsstelle zu tun, die neu bei der Dokumentation mitwirkt.

Der gut aufgebaute Bericht schildert auch zahlreiche Fallbeispiele: Da ist die Lehrerin, die das Mobbing gegen einen Schüler meldet, dem Hakenkreuze ins Pult geritzt wurden – worauf die Klasse Rassismus thematisiert. Da ist der Geflüchtete, der von seinem Nachbarn wiederholt beleidigt wird – und sich erfolgreich mit einer Strafanzeige wehrt. Da ist die Pflegerin, die von der Ehefrau eines Patienten wegen ihrer Hautfarbe abwertend behandelt und von ihren Vorgesetzten nicht ernst genommen wird – bis sie in einem Brief ihre Sicht schildert. Das ist die positive Erkenntnis aus dem Bericht: Rassismus in der Schweiz wird auch täglich erkannt, benannt und bekämpft.