Feministischer Streik: Alle noch da!

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Vielleicht war der feministische Streiktag in Zürich so magisch, weil inmitten der lauten und tanzenden Menschen plötzlich wieder diese Gewissheit da war: Es kann nur eine Art der Freiheit geben. Nicht die traurige Freiheit der dicken Autos und fetten Waffen, die uns das Patriarchat verkaufen will – sondern das gute Leben für alle, für Frauen, Männer, Queere, trans Personen, Migrant:innen. Wahrscheinlich war der Protest deshalb so befreiend, weil die vielen Feminist:innen, die auf die Strasse gegangen sind, dies längst begriffen haben. Zwar demonstrierten die Teilnehmer:innen auch dieses Jahr für klassische Gleichstellungsanliegen wie Lohngleichheit, gegen Sexismus am Arbeitsplatz oder für eine staatliche Kinderbetreuung. Doch genau so präsent waren Kriege, Klimakrise, Diktatoren. Auf einem Schild: Donald Trump, Wladimir Putin, Elon Musk und Benjamin Netanjahu als hässliche Clownfratzen. Clowns, die die Welt an den Abgrund fahren.

Ganz sicher war das Mutmachende an diesem Nachmittag vor allem, dass so viele wütende, aber auch fröhliche junge Menschen auf der Strasse waren. Feminist:innen, die ganz selbstverständlich die patriarchal-kapitalistischen Logiken der Ausbeutung von Menschen und Natur zusammendenken. Die Wissen – und das ist angesichts der Weltlage keine Anmassung – dass nur die feministische Bewegung eine Wende herbeiführen kann. Und die dennoch – auch – unbeschwert sind. Als 2019 – fast dreissig Jahre nach der ersten Ausgabe von 1991 – wieder ein feministischer Streik veranstaltet wurde und Hunderttausende protestierten, war dies für viele Teilnehmer:innen ein Moment der Erweckung: So viele also sind auch wütend? Sechs Jahren später ist der seither jedes Jahr stattfindende Streik zur enorm wichtigen Rückversicherung geworden: Es mag in diesen düsteren Zeiten oft so scheinen, als hätten die Rechten den Sieg schon errungen, doch wir sind alle noch da und kämpfen.