TX Group: Alles für die «Wertschöpfung»
«Weiterentwicklung», «Neuausrichtung», «Wertschöpfung»: So lauten die zentralen Begriffe in der heutigen Medienmitteilung der TX Group zur Einstellung der täglichen Printausgabe von «20 Minuten». Per Ende 2025 soll die gedruckte Ausgabe der Gratiszeitung verschwinden. Das Unternehmen prüfe eine «weiterführende Nutzung des Boxen-Distributionsnetzes», wolle alle Marken der «20 Minuten»-Gruppe transformieren und darüber hinaus «wesentlich in künstliche Intelligenz investieren». Die deutsch- und die französischsprachige Redaktion werden zusammengelegt, Regionalbüros vollständig aufgelöst. Achtzig Vollzeitstellen fallen weg, also rund ein Viertel der Gesamtbelegschaft von «20 Minuten».
Die Einstellung der Printausgabe und der damit verbundene Stellenabbau markierten den nächsten Schritt in Richtung einer «unternehmerisch nachhaltigen Zukunft», wie es in der Mitteilung heisst. Der Kahlschlag ist tatsächlich Teil einer grösseren Strategie: In den vergangenen Jahren hat die TX Group wiederholt Redaktionen verkleinert, Regionalbüros geschlossen und Inhalte zentral produziert. Betroffen waren unter anderem «20 Minuten», der «Tages-Anzeiger», «Der Bund» oder die «Berner Zeitung». Lokalausgaben wurden gestrichen, einzelne Titel fusioniert, die Vielfalt innerhalb der Mediengruppe systematisch reduziert.
Man mag zur publizistischen Qualität von «20 Minuten» stehen, wie man will, für viele ist die Zeitung eine niederschwellige Informationsquelle im Alltag. Gerade jenen, die sonst kaum journalistische Angebote nutzen, bietet sie einen täglichen Überblick über das Zeitgeschehen. Und auch wer sich online viel informiert, stösst hier auf Themen, die es nie in die eigene Bubble schaffen würden. Überhaupt findet in «20 Minuten» so etwas wie eine öffentliche Debatte statt – auch wenn sie häufig oberflächlich und boulevardesk ausfällt.
Unerwähnt bleibt in der heutigen Medienmitteilung, dass die TX Group im Jahr 2023 rund 48 und 2024 sogar 66 Millionen Franken Dividenden an ihre Aktionär:innen ausgeschüttet hat. Wer das Communiqué nach dem Begriff «Profitmaximierung» durchsucht, wird demnach nicht fündig.