Liberaler Fail auf Instagram

Scrollte angeödet durch Instagram, und schon sah ich es wieder: das AHV-Video von Flavien Gousset. Der junge SP-Mann sitzt darin am Küchentisch seiner WG und trägt feinsäuberlich artikulierte Argumente für die Ablehnung der beiden anstehenden AHV-Vorlagen vor.

Das Video ist gut. Habs ja schon geschaut, und andere offenbar auch: Allein auf Instagram hats mehr als 500 000 Views – eine ziemlich beachtliche Zahl für ein selbstproduziertes Video zu einem solchen Thema, das mit erstaunlich wenig Effekthascherei auskommt. Mag ich. Das Video ist lang. Fünfeinhalb Minuten sind eine halbe Ewigkeit im Meta-Universum. Der Algorithmus mag das sonst eigentlich nicht. Flavien Gousset und seine Videos müssen der feuchte Traum aller Polit-Cam­paig­ner:in­nen sein: schlanke «Ausgabenseite», effiziente und schnelle Umsetzung, maximale Reichweite. Und wenn dann noch der «Outcome» stimmt …

«Das wollen wir auch!», muss sich die «Bonny Stiftung – Für die Freiheit», ein «parteipolitisch neutraler» Thinktank, gedacht haben, der dann aber doch sehr FDP-nahe klingt: «Liberale Gesellschaftsordnung und freie Marktwirtschaft fördern», steht da im Selbstbeschrieb. Und im Stiftungsrat? Da sitzen unter anderen Gerold Bührer (Ex-Economiesuisse-Präsident), Etienne Jornod (NZZ-Verwaltungsratspräsident) und der Publizist Beat Kappeler. Na gut.

Die Stiftung verfolgt offenbar auch Social-Media-Ziele. Wie ein Post von Lilli Wiesmann (Juso) diese Woche zeigte, hätte der graumelierte Stiftungsrat auch gerne einen Flavien, der die Jungen erreicht: Mit «LARA», der «Liberalen Aktion für Reform und Ambition», ist die Bonny-Stiftung auf Instagram und Tiktok präsent. Bis anhin funktioniert das aber noch nicht ganz so gut. Auf Tiktok folgen «lara_suisse» 29 Accounts, auf Instagram immerhin schon 165.

Erfolgreicher ist da Charlotte Stein, zwanzigjährige Jurastudentin und Kopräsidentin der Jungfreisinnigen des Kantons Zug. Sie promotet regelmässig «lara_suisse». Letzte Woche nun hat Stein auch ein Video zur AHV-Abstimmung aufgenommen. Knapp 30 000 Views gabs bisher. Es ist ein «reaction video» auf Gousset. Kann man sich ansehen – man muss einfach wissen, wer wohl dahintersteckt.
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