Neugasse-Areal: Schachzug oder Bumerang?

Streune wieder mal den Gleisen entlang durch den Zürcher Kreis 5. Hier also, beim Viadukt, gleich neben der Josefwiese, ist es: das Neugasse-Areal.

Da, wo aktuell die Reparaturwerkstätten der SBB stehen, hätten bald schon 375 Wohnungen gebaut werden sollen. Davon immerhin 250 sogenannt preisgünstige. Dazu noch erschwingliche Gewerberäume, Grün- und Freiräume und sogar ein Schulhaus für die vielen Kinder aus den preisgünstigen Wohnungen. Nun aber: Aus der Plan! Die Stimmberechtigten haben das von der SBB gemeinsam mit der Stadt erarbeitete Projekt mit 50,26 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Nein: 50,26 Prozent haben Ja gesagt – zur Initiative «Eine Europaallee genügt – jetzt SBB-Areal Neugasse kaufen» der Alternativen Liste (AL).

Nun: Was soll man von diesem Erfolg der kleinen linken Partei halten? Sie hat mit ihrer Abstimmungsparole mehr als recht: Eine Europaallee genügt nun wirklich. Eine Europaallee ist gar eine zu viel. Aber was jetzt? Die Stadt ist nun quasi beauftragt, das Areal zu kaufen. Gut. Problem nur: Die SBB will ihr das Land nicht verkaufen.

Gehen nun 250 preisgünstige Wohnungen flöten, die die rot-grüne Stadtregierung der SBB in zähen Verhandlungen abgerungen hatte? Oder wird die kompromisslose Forderung der AL nach einem hundertprozentigen Anteil von preisgünstigen Wohnungen die SBB in die Knie zwingen? Wird sich die SBB ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl bewusst und wird sie ihre wertvollen Areale und Brachen in den Stadtzentren vollumfänglich als Wohn- und Lebensraum für einkommensschwache Menschen öffnen? Wohl kaum. Aber es wäre grossartig. Bis dahin muss sich die AL den Vorwurf gefallen lassen, den Bau von 250 preisgünstigen Wohnungen verhindert zu haben. Vorerst.

Hinterhältiger beobachtet keiner: Der Wolf Lonely Lurker schleicht im «Zoo» auf woz.ch jeder Fährte nach.