Saudi-Arabien: Grüsse aus der Skination!

Aufregende Zeiten: Da werden die Asiatischen Winterspiele vergeben, aber den Austragungsort gibt es noch gar nicht. Trojena wird das Wintersportgebiet heissen, ein Teil der megalomanischen Planstadt Neom am westlichsten Zipfel Saudi-Arabiens. Dort gibt es zwar Berge, aber keinen Niederschlag, weil Wüste.

Was den benötigten Kunstschnee angeht: Da ist die ganze Aufregung eigentlich ein bisschen scheinheilig. Künstlich beschneite Hänge gibt es bei Olympischen Winterspielen seit Lake Placid, USA, im Jahr 1980. 2014 waren in Sotschi, Russland, achtzig Prozent des Schnees künstlich, 2018 in Pyeongchang, Südkorea, über neunzig Prozent; dieses Jahr in China waren es hundert Prozent der Pisten, die künstlich beschneit waren – zwar nicht gerade in einer Wüste, aber auch in der Region um Peking fällt kaum je natürlicher Schnee –, Schätzungen zufolge wurden dafür ungefähr 2,5 Milliarden Liter Wasser gebraucht. Nichts Neues also für «Olympia», sich ein Winterwunderland mit immensem Aufwand mal eben schnell herbeizuzaubern; dass es die Asiatischen Winterspiele ihrem Vorbild gleichtun, ist also kaum erstaunlich.

Im Fall von Trojena in Saudi-Arabien ist es allerdings nicht nur das Winter-, sondern gleich das gesamte Wunderland, das vor den Spielen 2029 erst noch aus dem Boden gestampft werden muss: In Trojena entstehen ein ganzjähriges Wintersportgebiet, ein künstlicher See, Luxusferienhäuser und ein Wellnesstempel, laut Website wird es den «Bergtourismus redefinieren».

Die Planstadt Neom sei ein Versuch, «etwas zu tun, das noch nie vorher getan wurde», und komme zu einer Zeit, in der «die Welt frisches Denken und neue Lösungen» brauche. Riesige Sportanlässe in einem autokratischen Land durchführen, das systematisch Menschenrechte verletzt? So wenig frisch und neu, dass es sogar eine Bezeichnung dafür gibt: Sportswashing. Winterspiele in einem ultratrockenen Gebiet durchführen, das gänzlich künstlich beschneit werden muss? Auch das: leider nichts Neues. Und überhaupt: Wintersport? Der Hut ist so was von alt, wenn sogar hier in der «Skination» die goldenen Zeiten längst vorbei sind: Die Kartenverkäufe in den Skigebieten gehen seit Jahren zurück, auch hier werden bereits über fünfzig Prozent der Pisten künstlich beschneit, und trotzdem wird weiterhin fröhlich Geld in die Branche gepumpt.

Den «Bergtourismus redefinieren», das könnte schliesslich auch heissen: den Wintersport einfach endlich sterben lassen.

Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt im «Zoo» auf woz.ch regelmässig die Dinge zurecht.