Blockaden fürs Klima

Angesichts des akuten Klimanotstands häufen sich auch in der Schweiz unbewilligte Klimaproteste und Aktionen des zivilen Ungehorsams. In den letzten Tagen kam es an unterschiedlichen Orten der Schweiz zu Blockaden und Protestaktionen.

Heute Morgen wurde im neuenburgischen Cressier die Zufahrt zu einer Erdölraffinerie blockiert. Die Raffinerie ist für die Produktion von 25 Prozent aller in der Schweiz verkauften Erdölprodukte verantwortlich, also ein gewichtiger Player. Die Protestaktion unter dem Namen «Debt for Climate» will auf die historische und die aktuelle Rolle der Schweiz im globalen Rohstoffhandel hinweisen und fordert die Schweizer Politik auf, sich für die «bedingungslose Streichung der Staatsschulden der Länder des Globalen Südens» einzusetzen. Das Dutzend Aktivist:innen, die für die Blockade verantwortlich waren, verstehen sich als Schweizer Ableger der globalen «Debt for Climate»-Kampagne, die «soziale Gerechtigkeits- und Klimagerechtigkeitskämpfe miteinander verbinden» will.

Bereits am Samstag hatten Klimaaktivist:innen die Hardbrücke in Zürich blockiert. Zuvor kam es auch in Lausanne zur Blockade einer Autobahneinfahrt. Ähnliche Aktionen gab es in Lausanne, Genf und Bern bereits im Frühjahr – sie wurden allesamt von einer kleinen aktivistischen Gruppe durchgeführt, die mit dem Slogan «Renovate Switzerland» auf ihr Anliegen aufmerksam macht: Sie verlangt eine grundlegende thermische Sanierung der Gebäude in der Schweiz. So soll der Ausstieg aus dem Verbrauch fossiler Energien ermöglicht werden.

Regelmässige Demonstrationen wie Critical Mass oder Fridays for Future finden in der Schweiz schon seit Jahren statt. Weil die Politik immer noch sehr zögerlich und passiv auf die Realitäten der Klimaerwärmung reagiert, kam es vor zwei Jahren mit «Rise up for Change» zur Besetzung des Bundesplatzes. Und nun auch zu den Aktionen in Cressier, Zürich und Lausanne. Bereits nach einigen Stunden wurden all diese Blockaden von der Polizei geräumt, die Aktivist:innen wurden festgenommen. Das Echo ist gross: Unterschiedliche Medien haben die Aktionen in ihre Berichterstattung aufgenommen.

Trotzdem bleiben wichtige Fragen offen: Was halten die Arbeiter:innen der Raffinerie von der Besetzung? Wie reagieren Pendler:innen auf die Blockade wichtiger Verkehrsknotenpunkte? Denn, und das ist wohl die wichtigste Frage: Könnten auch sie für solche Aktionen gewonnen werden?

Julie Schilf hat die dickste Haut im Getümmel: Im «Zoo» auf woz.ch stellt sie klar, was wichtig ist.