Mit Embolo gegen den Casinomodus

Im Frühling hat die Swiss Football League entschieden, ab der kommenden Saison den Schweizer Meister und die für die Teilnahme an europäischen Wettbewerben berechtigten Mannschaften in einem Play-off-Verfahren zu ermitteln. Anstelle des bisherigen Systems, in dem alle Teams je vier Mal gegeneinander antreten, soll das so funktionieren: Zuerst spielen die zwölf Teams zu Hause und auswärts in 22 Runden gegeneinander. Danach wird aufgeteilt: Die ersten sechs kommen in eine Champions Group und die letzten sechs in eine Qualification Group, wo sie jeweils weitere 10 Runden gegeneinander spielen. Ab dann haben die bisher gewonnenen Punkte keine Bedeutung mehr: Nun spielen die Plätze 1 und 2 der Champions Group in einem Hin- und Rückspiel um den Meistertitel. Die Plätze 3 bis 6 der Champions Group und 1 bis 4 der Qualification Group tragen derweil Play-offs um die Europacup-Plätze aus, worauf die vier Sieger daraus in einem Play-off um Platz 3 der Meisterschaft antreten.

Schön kompliziert, dieses System. Doch nicht nur das: Weil gewonnene Punkte nicht bis zum Schluss zählen und der Zufall eine so grosse Rolle spielt, ist es vor allem unfair.

Die Befürworter:innen verweisen unter anderem auf die «fehlende Spannung» des aktuellen Modus, aus dem mit dem FC Basel und den Berner Young Boys zwei Serienmeister hervorgingen. Doch in der letzten Spielzeit zum Beispiel wurde mit dem FC Zürich ein Klub Meister, der keineswegs als Titelaspirant gehandelt worden war. Wo also liegt das wahre Motiv der Befürworter:innen? Sie erhoffen sich noch mehr Spektakel und Vermarktungsmöglichkeiten – und kopieren damit im Kleinen, was im Grossen vom Weltfussballverband Fifa und vom europäischen Verband Uefa bereits vollzogen ist: die vollendete Kommerzialisierung und Eventisierung des Fussballs.

Ob ein solcher Casinomodus die Liga spannender machen würde, ist höchst fraglich. Aus der Basis jedenfalls, bei Fans, Junior:innen und auch unter Profis, regt sich Widerstand. Fast 50'000 Freund:innen des Fussballs haben bereits eine Petition gegen die Play-off-Einführung unterschrieben – von den Queer-Football-Fans bis zu Nationalspieler Breel Embolo. Und von den zehn Klubs aus der höchsten Liga haben sich nach dem FC Zürich und den Berner Young Boys auch der FC Luzern und der FC St. Gallen dagegen ausgesprochen. Es besteht also Hoffnung, dass die Klubs am 11. November an ihrer GV dieses fussballfeindliche Hirngespinst vorzeitig beerdigen.

Julie Schilf hat die dickste Haut im Getümmel: Im «Zoo» auf woz.ch stellt sie klar, was wichtig ist.