Die Spitäler denen, die drin liegen!

Ich bin ja eine geübte Fliegerin. Aber mit gebrochenem Flügel in die Luft – und dann noch von Zürich nach Lausanne oder von Chur nach Winterthur? Kommt gar nicht infrage! Doch genau das geschieht Kindern derzeit immer wieder. Denn in den Kinderspitälern fehlt es an Platz: Kranke oder verletzte Viertel- und Halbwüchsige müssen in den Notfällen häufig viele Stunden warten. Und wenn dann doch kein Platz frei wird, gehts erst mit dem Heli quer durch die Schweiz, bevor in einem anderen Spital endlich behandelt wird. Die Chefärzt:innen warnen gar, dass bald alle Kinderspitäler gleichzeitig komplett voll sein könnten. Was passiert dann mit schwer verunfallten oder erkrankten Kindern?

Bekanntlich leben wir ja in einem der reichsten Länder des Planeten im perfektesten System, das es je gegeben haben wird. Ein System, das Spitäler zu profitorientierten Firmen, Ärzt:innen zu Unternehmer:innen und Behandlungen zu Fallpauschalen macht. Letztere sind für gewisse orthopädische Eingriffe so lukrativ, dass noch in so manch gut funktionierendes Knie ein Implantat gesetzt wird. Keine kostendeckenden Pauschalen gibt es dafür in der Kinderspitalmedizin, die zum Verlustgeschäft wird.

Jahr für Jahr steigen die Gesundheitskosten. Davon profitieren Pharmaindustrie und private Spitalkonzerne. Gespart wird – es ist bekannt – beim Pflegepersonal. Immer mehr Menschen verlassen die Branche. Ich verstehs. Doch wo es an Pflegenden fehlt, müssen deren Aufgaben von Kinderärzt:innen übernommen werden. Und auch Pädiater:innen gibt es zu wenige. Richtig viel Geld verdient man nämlich in anderen Fachgebieten. So mangelt es auch abseits der Spitäler an Kinderarztpraxen, weswegen viele Eltern gezwungenermassen in die Spitalnotfälle ausweichen. Und der Kreis im perfektesten aller Systeme schliesst sich.

Krankenversicherungen, Spitäler und Politik beschuldigen in der Zwischenzeit die Eltern, wegen Kleinigkeiten in den Notfall zu rennen und diesen dadurch zu überlasten. Billige Ablenkungsmanöver. Denn eigentlich ist es recht einfach: Das Gesundheitswesen braucht ein neues System – von Grund auf.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.