Hans-Ueli Vogt: Schade fürs Land
Okay, okay, okay … hat nicht geklappt. Aber 98 Stimmen sind ja auch was! Ich glaube nicht, dass ich das noch mal probiere. Dieses Parlament und seine Mitglieder sind einfach nicht meins. Und nachtragend sind sie offenbar auch, weil ich mal gesagt habe, ich sei hier der Tennisspieler unter lauter Fussballern. Alles Diven.
Egal. Am besten ist, dass ich mich ab jetzt nicht mehr mit so Zicken auseinandersetzen muss wie kürzlich mit dieser Ameti im «Club». Also so ein impertinentes Huhn! Da knallt die mir und Albert doch tatsächlich an den Kopf, sie könne sich uns nicht «schöntrinken»! So eine bodenlose Unverschämtheit! Nachher hat sie versucht, sich damit rauszureden, sie habe es doch politisch gemeint. Blöde Schnepfe! Für subtile Wortspiele kann die doch gar nicht genug Deutsch. Ein paar Semester Jus hat sie in Zürich studiert – aber sicher nicht bei mir. Jetzt doktoriert sie in Bern. Wenn die bei mir wäre … Jesses.
Aber im «Club» hat sie mir grade eine Gelegenheit für einen wirklich staatsmännischen Auftritt verschafft. Wann hat man sonst schon im Wahlkampf die Möglichkeit, jemanden so richtig in den Senkel zu stellen? Das war perfekt. Da haben sicher auch die Letzten gemerkt, dass ich nicht so bin, wie es immer überall rumgeboten wurde – introvertiert, verkopft, sensibel. Blödsinn! Ich kann schon auf den Tisch hauen, wenns nötig ist.
Tja, jetzt hat das Parlament halt eine Chance verpasst, jemanden aus dem urbanen Raum zu wählen. Nicht mal die Herzog hats geschafft. Das ist doppelt schade. Nicht nur für die Städter, sondern auch für unser Land. Die Baume-Schneider ist ja mal bei den Marxisten gewesen, da haben sie sich jetzt also ein richtig rotes Ei ins Nest gelegt. Mit ihren dämlichen Schwarznasenschafen hat die doch alle um den Finger gewickelt!
Na ja. Ein Gutes hat meine Nichtwahl: Mit der Kommunistin muss ich jetzt nicht zusammenarbeiten!
Nach anhaltenden Standing Ovations für den neugewählten Bundesrat Albert Rösti zog sich Kandidat Hans-Ueli Vogt kurz zurück und dachte nach. Qualle Aurelia protokollierte seine Gedanken.
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