Wer darf, geht wählen!

Am Sonntag wählt der Kanton Zürich Parlament und Regierung. Es handelt sich hierbei immerhin um den bevölkerungsreichsten Kanton der Schweiz, und die Wahl wird oft als Gradmesser vor den eidgenössischen Wahlen betrachtet.

Trotzdem will der Wahlkampf dieses Mal nicht wirklich in Gang kommen. Sparen die Parteien Ressourcen für die anstehenden Wahlen auf Bundesebene?

Bezüglich der Regierungsratswahlen könnte der laue Wahlkampf am Fakt liegen, dass alle bestehenden Regierungs­rät:innen erneut antreten. Die chancenreichste Neukandidatur kommt von der prominenten SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Sie kann sich Chancen ausmalen, den Sitz der Mitte-Bildungsdirektorin Silvia Steiner zu erobern. Dies würde bedeuten, dass im Kanton Zürich erstmals eine linke Mehrheit regieren würde – also sofern man Ex-SP-Mann Mario Fehr als links bezeichnet, was ziemlich abenteuerlich anmutet.

Dieses Szenario soll durch eine bürgerliche Allianz verhindert werden: Peter Grünenfelder heisst der FDP-Kandidat, dessen Rücken auch von SVP-Übervater Christoph Blocher gestärkt wird. Für seinen Wahlkampf gibt er nach eigenen Angaben 300 000 Franken aus. Der Direktor des liberalen «Thinktanks» Avenir Suisse verspricht – Überraschung! – einen «liberalen Aufbruch», was vielleicht auch seine geringen Wahlchancen erklärt.

Im Kantonsrat soll es gemäss einer Umfrage der Tamedia eine leichte Kräfteverschiebung nach rechts geben: Die Grünen und die SP könnten Stimmen verlieren, Mitte und FDP leicht zulegen. Die SVP soll sich stabil halten. Wahlsiegerin laut Umfragen: die GLP, die es offenbar versteht, ihre bürgerliche Plumpheit als pragmatische Dynamik zu vermarkten.

Einmal mehr zu denken gibt jedoch eine Zahl: 28,5 Prozent. Am letzten Tag der brieflichen Stimmabgabe ist dies der aktuelle Stand der Wahlbeteiligung im Kanton.

Wenn Sie denn wählen dürfen, tun Sie es doch! Im Vergleich zu den Menschen, die von diesem demokratischen Recht ausgeschlossen sind, sind Sie nach wie vor in einer komfortablen Lage. Sie haben nämlich nicht einfach nur keine, sondern ganze drei Möglichkeiten, Ihre Stimme abzugeben: Entweder Sie bringen Ihr Wahlcouvert noch heute auf die Post oder bis Freitag ins Kreisbüro, Stadt- oder Gemeindehaus, oder aber Sie werfen es am Abstimmungswochenende im Stimmlokal Ihres Wahlkreises gleich selbst in die Urne. Los!

Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt die Dinge zurecht.