«Big Oil» lässt die Korken knallen
Die Zeiten sind hart – aber bei weitem nicht für alle. Am Dienstag gab der britische Öl- und Gaskonzern BP bekannt, dass er 2022 Rekordgewinne erwirtschaftet hat: 28 Milliarden Dollar, mehr als jemals zuvor in seiner über hundertjährigen Firmengeschichte. Am Mittwoch legte das französische Unternehmen Total Energies nach, hier freute man sich über 19 Milliarden Euro. Überhaupt kann «Big Oil» die Korken knallen lassen: Zusammengezählt machten Total Energies, BP, Shell, Exxon Mobil und Chevron im vergangenen Jahr 153,5 Milliarden Dollar Gewinn, wie «Le Monde» zusammenaddiert hat.
Grund für das gute Geschäftsjahr sind die hohen Preise für Gas und Öl infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zudem spielen niedrige Produktionskosten eine Rolle, wie die Ökonomin Isabella Weber der deutschen «Tagesschau» sagte: Die Konzerne haben wegen des Nachfrageeinbruchs während der Coronapandemie stillgelegte Produktionsanlagen bislang nur zum Teil wieder hochgefahren, obwohl inzwischen wieder ein höherer Bedarf an Brennstoffen besteht. Aus klimapolitischer Perspektive wäre das sogar erfreulich, würde die Öl- und Gasindustrie hierbei nicht schlicht Profitinteressen verfolgen.
BP jedenfalls hat nach der Rekordmeldung gleich mal seine «Klimaziele» korrigiert, und zwar nach unten, was das Ganze doppelt obszön macht: Der Konzern will bis 2030 nicht länger 40 Prozent weniger Öl und Gas produzieren als 2019, sondern nur noch 25 Prozent. Kein Wunder also, dass die astronomischen Gewinne der Unternehmen international Debatten provozieren, wie man politisch mit «Big Oil» verfahren sollte. Sogar US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Profite der US-Firmen Exxon Mobil und Chevron bereits im Herbst überraschend deutlich als «Kriegsgewinne» und drohte eine Strafsteuer an. Die Branche erwiderte damals, dass man ja bereits viel an die Bürger:innen zurückgebe, indem man Dividenden an Aktionär:innen auszahle – wahrlich ein eigenartiges Verständnis von «Umverteilung».
Straf- und Übergewinnsteuern sind schön und gut, politisch gälte es aber, das fossile Kapital noch viel schärfer ins Visier zu nehmen. Die Frage, wie wir uns mit Energie versorgen, geht uns alle an, sie betrifft genauso ein menschliches Grundbedürfnis wie Nahrung, Wohnraum oder Mobilität, und es gibt keinen Grund, warum dieser Bereich nicht gesellschaftlicher Kontrolle unterliegen sollte, statt in privaten Händen zu sein. Ausser natürlich den, dass diese sich dann schön die Taschen mit Dollar- und Euronoten vollstopfen können.
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