Hoch lebe Jakub Jankto!

«Und der Tag wird kommen / an dem wir alle unsere Gläser heben / […] / Auf den Ersten, ders packt, den Mutigsten von allen».

So beginnt ein Song der Hamburger Band Kettcar aus dem Jahr 2014. Darin erzählt Sänger Marcus Wiebusch die Geschichte von einem, der zum erfolgreichen Fussballprofi heranwächst und sich fragt, ob er sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennen soll.

Vor einigen Tagen, am 13. Februar, geschah, was viele lange herbeigesehnt haben: Mit Jakub Jankto hat sich erstmals ein international profilierter Profifussballer geoutet.

Jankto ist erst der dritte Profi, der zu seiner aktiven Zeit sein Schwulsein öffentlich gemacht hat. Justin Fashanu wagte dies bereits 1989 – sah nach darauffolgenden Bedrohungen und Beleidigungen aber keinen anderen Ausweg mehr, als zurückzutreten und Suizid zu begehen. Vor zwei Jahren outete sich der Australier Josh Cavallo (Adelaide United). Und nun also Jankto: der erste Nationalspieler notabene – mitten in seiner Profitätigkeit und nicht erst nach seinem Rücktritt wie der deutsche Exnationalspieler Thomas Hitzlsperger.

«Was für ein Spieler! Was für eine Persönlichkeit!», schreibt Hitzlsperger in den sozialen Medien. Doch auch die freundlichen Reaktionen von europäischen Spitzenvereinen über den Weltfussballverband Fifa bis hin zum brasilianischen Megastar Neymar, einem bekennenden Bolsonaristen, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen: Die Wurzeln der Homophobie im Fussball sitzen vielerorts noch immer tief. Warum sonst müsste immer wieder betont werden, dass man sich mit Jankto «solidarisch» zeige? «Wer die scheinbar reine Heterowelt des Fussballs demaskiert, wird nicht zu Unrecht wie ein Freiheitskämpfer gefeiert», schreibt Hitzlsperger. Zu bedenken sei, dass die veröffentlichte Meinung von Klubs sowie die Statements engagierter Fangruppierungen nicht deckungsgleich seien mit den «Denkweisen, die im Alltag in den Vereinen und in der Kurve wiederzufinden sind».

Geradezu vorbildlich verhalten hat sich Sparta Prag, der Klub von Jankto. Offenbar wurde der Spieler, nachdem er sich zunächst intern outete, vom Verein bei jedem weiteren Schritt professionell begleitet – bis zur Videobotschaft. Der Verein gab ihm für seinen mutigen Auftritt eine schützende Kulisse. Ja, vielleicht ist der Tag tatsächlich gekommen, von dem an schwule Profifussballer zu ihrer Orientierung stehen dürfen, ohne gleich existenziell bedroht zu werden. Bis zum Tag allerdings, an dem ein Outing (egal ob in Tschechien, Ungarn, Brasilien oder Katar) gar nicht mehr nötig sein wird, weil es völlig egal ist, in welche Richtung ein Spieler orientiert ist – bis dahin wird es wohl noch dauern. Und doch: «Ein Tag, als hätte man gewonnen / Dieser Tag wird kommen».

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.