Auf, auf zum 8. März!

Wieder ist ein Jahr vorüber, und wieder ist 8. März – der internationale Tag feministischer Kämpfe. Schon bald wird auf das «Heraus zum 8. März» und all die lila Fahnen das «Heraus zum 1. Mai» folgen mit «Bella ciao» und Içli Köfte. Und manch eine mag sich vielleicht fragen: Wars das jetzt – Jahr für Jahr dieselbe Agenda? Wo bleibt die grosse Veränderung?

Aber heute schreie ich euch zu: Schluss mit der Mutlosigkeit, Schluss mit der Resignation! Ob am 8. März oder am 1. Mai: Mit diesen Tagen eignen wir uns unsere Geschichte wieder an – links, revolutionär, feministisch und für einmal von unten geschrieben.

Am 8. März erinnern wir uns an die deutsche Sozialistin Clara Zetkin, die 1910 den internationalen Frauentag begründete – im Kampf um Gleichberechtigung, das Frauenwahlrecht und die Emanzipation der Ar­bei­ter:in­nen. Das Datum liegt absichtlich im März, um den revolutionären Charakter des Tages zu unterstreichen, schliesslich hatte auch die Pariser Kommune 1871 im März angefangen.

Am «Tag der Arbeit» erinnern wir uns wiederum an den grossen Generalstreik am 1. Mai 1886, an die entschlossenen Kämpfe für den Achtstundentag, an den Haymarket Riot in Chicago. Wir erinnern uns an die acht Anarchisten, die daraufhin angeklagt wurden, weil sie den Streik mitorganisiert hatten. Vier von ihnen wurden zur Strafe erhängt – darunter Albert Parsons, der Mann der prominenten Schwarzen Anarchistin Lucy Parsons.

Gleichwohl erinnern wir uns mit diesen Tagen nicht nur an eine kämpferische Geschichte; nicht nur daran, wie viele vor uns eine andere Welt für möglich hielten – nein, wir schreiben zugleich die Geschichte fort. Davon zeugen all die Demonstrationen Jahr für Jahr zum 8. März, von Rojava bis Argentinien, und dieses Jahr stehen sie ganz besonders im Zeichen der mutigen Proteste im Iran.

Schaffen wir uns unser eigenes Gedächtnis. Erinnern wir uns an die Geschichte unserer Kämpfe. Der 28. Juni ruft die Stonewall Riots in Erinnerung, der Monat Februar als «Black History Month» Schwarze Geschichte, der 20. November gedenkt ermordeter trans Personen, der 25. November ist der Tag gegen patriarchale Gewalt. Wir haben schon viele Daten – und es werden noch viele weitere dazukommen.

Und kommt der grosse Streik nicht am 1. Mai, so kommt er am 14. Juni, zum feministischen Streiktag. Einen kämpferischen 8. März allerseits – für Brot und Rosen und Içli Köfte.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.