CS-Appelle: End­station Hoffnung

Aussergewöhnliche Situationen verlangen nach aussergewöhnlichen Massnahmen.

Dass die Credit Suisse in der evolutionären Sackgasse gelandet ist und sich nun im Verdauungstrakt der UBS wiederfindet, ist zweifellos ein Ereignis von ungekannter Tragweite. Weshalb die Schweizer Politik nun zum Äussersten greift: dem Appell. Gleich drei davon kursieren, einer von der SP, einer von der Mitte-Partei und einer von der FDP. Direktdemokratischer High Noon oder endgültige Verwirrung?

SP und Mitte richten ihre Aufrufe ans Parlament, was prima vista ähnlich sinnvoll ist, wie sich selber einen Brief zu schreiben. Doch die Ziele sind hochtrabend: Die Mitte will, dass «wir wirklich nie wieder eine Bank retten müssen», die SP, dass der «Kultur der Verantwortungslosigkeit endlich ein Ende gesetzt wird».

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, also noch nach der CS.

Wo bislang alle anderen politischen Instrumente scheiterten, muss es nun die Petition richten. Immerhin wird, wer digital unterzeichnet, mit ausgewählter Freundlichkeit direkt von der Parteispitze verabschiedet. «Solidarische Grüsse» wünschen Cédric Wermuth und Mattea Meyer aus dem SP-Parteipräsidium, von Gerhard Pfister gibt es immerhin «Engagierte Grüsse». Grusslos dagegen komplementiert die FDP die Unterzeichnenden wieder von der Website runter.

Der liberale Appell richtet sich an den UBS-Präsidenten Colm Kelleher, von ihm verlangt die FDP, er möge doch den Schweizer Teil der Credit Suisse abspalten. Wenn diese Petition nicht das steinharte Bankerherz aufweicht, was dann?

Gut, vielleicht könnte FDP-Präsident Thierry Burkart auch einfach seiner Bundesrätin Karin Keller-Sutter auftragen, sie möge doch noch ein paar Bedingungen in den Deal einbauen. Oder er könnte parlamentarische Mehrheiten für seinen Plan beschaffen.

Womöglich könnten auch SP und Mitte für solche Fälle zusammenspannen und dafür sorgen, dass in Zukunft in der Tat alles besser wird – und eben nicht nur in der Hoffnung.

Ein Tipp noch für künftige Appelle: Wenn man schon billig Adressen sammeln geht, dann sollte wenigstens etwa die Aussicht auf einen schönen Preis bestehen: ein paar Gartenmöbel, eine Busreise ins Berner Oberland – oder wenigstens ein paar Mondo-Punkte.
Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt die Dinge zurecht.