Ueli Maurer: Hüt hani Luscht!

«Willst du dir das wirklich antun?», hat Anne-Claude mich heute Morgen gefragt. Nur weil mich irgend so ein Depp wieder zum CS-Debakel befragen wird? Davon lass ich mir mein Sächsilüüte sicher nicht verderben! Und es ist gut wie immer: Gute Stimmung, schönes Wetter, schönes Fest – stimmt alles. Endlich ist Zürich mal ein bisschen bürgerlich. Auch wenn sie mich immer «Bundesrat ‹Kä Luscht›» genannt haben: Hüt hani Luscht!

Die, die mich jetzt kritisieren, kommen ja hinten und vorne nicht draus. Die haben doch keine Ahnung, wie das in der Finanzpolitik und im Bankengeschäft läuft – sonst würden sie nicht so blöde Fragen stellen. Ich finds ja auch schade um die CS. Aber das lief schon seit Jahren so. Jetzt hat grad schon wieder eine gefragt, ob ich mir wirklich nichts zuschulden hätte kommen lassen bei der ganzen Angelegenheit. Sicher nicht! Ich hab die Sache eng begleitet, und ich hätte auch noch andere Ideen gehabt, um die CS zu retten – aber dafür brauchts immer Mehrheiten in so einem störrischen Gremium. Im Oktober hab ich mich mit dem Jordan und der Amstad getroffen, da haben wir natürlich auch über den Worst Case gesprochen.

Bei meinen Kollegen hab ich das nicht so genau erzählt und schon gar nicht protokollieren lassen. Dass im Bundesrat ein paar Spezis sitzen, die das sofort brühwarm den Medien verklickert hätten, weiss man ja. Dann hätts die CS nämlich noch viel eher geputzt. Deshalb hab ich ja damals sehr bewusst gesagt, man müsse die CS jetzt einfach ein Jahr oder zwei in Ruhe lassen. Genau damit wollte ich ihre Destabilisierung aufhalten. Ich will unbedingt eine PUK, damit endlich klar wird, wer da versagt hat! Aber wenn so was passiert wie jetzt gerade, wäre man schon gern auch selber dabei, um mitentscheiden zu können. Die Karin meldet sich sicher nicht bei mir, dabei hätte ich schon noch ein paar Ideen.

So, jetzt muss ich mal ein paar von den Blumensträussen loswerden. Schon schön, dass einen die Leute noch kennen. Aufdringlich sind nur die Journalisten, das Volk ist freundlich. Wieso laufen hier eigentlich keine Trychler mit? Die haben sie wohl nicht gern in Zürich – dabei haben die doch am schnellsten gemerkt, was unsere Eidgenossenschaft ausmacht. Jetzt fahre ich erst mal nach Kanada und helfe dem Sohn auf dem Bauernhof. Ich freue mich auf die Tiere dort – alles Mutterkühe! Bauern ist das ehrlichste Handwerk der Welt.

Ueli Maurer (SVP) war von 2009 bis 2022 Mitglied des Bundesrats, ab 2016 betreute er das Eidgenössische Finanzdepartement. Qualle Aurelia genoss es sehr, am Montag seine Gedanken zu belauschen – so konnte sie endlich mal beim Sächsilüüte mitlaufen.