O. Mein. Gott. Madre de Dios! Endlich ist es vorbei. Sie haben abgestimmt, und das Ergebnis ist klar: Ich bleibe im Kantonsrat und im Gemeinderat – und zwar in beiden Räten für die FDP. Das Theater auszusitzen, das da in den letzten Wochen abging, hat sich letztendlich gelohnt.
Ich bin schliesslich nicht die erste Politikerin, die ihre Meinung ändert, und auch nicht der erste Politiker. Natürlich hab ich schon vor den Zürcher Kantonsratswahlen drüber nachgedacht, dass ich aus der GLP wegwill. Und natürlich war mir klar, dass ich auf der FDP-Liste nicht gewählt werden würde. Mein erster Listenplatz bei der GLP war quasi das Erstklassticket, um in den Kantonsrat zu kommen. Ich bin Vollblutpolitikerin, sachbezogen und ein Wertemensch, ich gelte als verlässlich und transparent, das wurde mir von allen Seiten bestätigt – die sollen doch einfach froh sein, dass ich in beiden Räten bleibe!
Klar hab ich im Februar in der NZZ beteuert, erst die Wahl sei für mich ein Anlass «für eine schonungslose vertiefte Standortbestimmung» gewesen. Aber die Gedanken sind frei. Und ich wäre ja bescheuert, wenn ich mir erst am Tag der Wahl Gedanken gemacht hätte. Über eine Scheidung denkt man ja auch nicht erst nach, wenn man dem Partner mitteilt, dass Schluss ist.
Jetzt haben im Kantonsrat die Sachlichen mit kühlem Kopf gewonnen. Die, die wegen meiner Entscheidung «ratlos und irritiert» herumgejammert haben, werden schon irgendwann wieder mit mir reden. Ich hab ein dickes Fell. Und die, die mich für egoistisch und unehrlich halten, die mich zur Verräterin erklärt und wegen Betrug am Wählerwillen meinen Rücktritt gefordert haben, interessieren mich nicht. Dass ich mal irgendwem irgendwann versprochen haben soll, den Sitz im Gemeinderat für die GLP freizugeben, sobald ich im Kantonsrat bin, weiss ich nicht mehr. Ist auch egal. Dass sich die GLP-Politik nicht gross von der FDP unterscheidet, wissen eh alle.
Mir hats aber gestunken, dass die Zürcher GLP in letzter Zeit so merkwürdig woke Entscheidungen getroffen hat. Ich meine: Gratistampons an den Schulen – haben die sie noch alle? Und selbstverständlich bin ich im Komitee für die Stadtzürcher SVP-Initiative «Tschüss Genderstern!» – ich bin schliesslich Kommunikationsberaterin. Sonst hätte ich den Shitstorm der letzten Monate gar nicht durchgestanden. Ich riet mir selbst zum Schweigen – mit Erfolg, wie man sieht! Und wenn ich irgendwann zur SVP wechsle, werde ichs auch nicht vorher verraten.
Elf Tage nach ihrer Wahl zur Zürcher Kantonsrätin im Februar wechselte Isabel Garcia von der GLP zur FDP. Bei der heutigen Abstimmung im Kantonsrat wurde ihre Wahl mit 107 zu 52 Stimmen bei 11 Enthaltungen bestätigt. Qualle Aurelia folgte ihren erleichterten Gedanken.
