Kaninchen töten mit Hannah Gadsby

Kaninchen? Klar, hab auch schon das eine oder andere erbeutet. Stolz darauf bin ich nicht, aber ich wills auch nicht nur auf meine Jägernatur schieben, das wär zu billig. Das Gesetz der freien Wildbahn? Bullshit. Alles ist immer auch Erziehung, auch mein Fleischkonsum (und deiner sowieso). Aber als Streuner ohne geregeltes Einkommen kann ich mein Fressen nun mal nicht im Denner posten.

Item, mein Appetit ist jedenfalls geweckt, wenns irgendwo angeblich um Kaninchenfleisch geht, wie jetzt bei Hannah Gadsby. «Something Special» heisst ihr neues Comedyprogramm bei Netflix, und das gipfelt tatsächlich darin, dass sie ausführlich und überaus plastisch schildert, wie sie ein Kaninchen massakriert. Ein Gnadentod zwar, aber seis drum. Und ob ihrs glaubt oder nicht: Wahnsinnig romantisch, die ganze Szene! In diesem blutigen Showdown läuft Gadsby als begnadete Erzählerin nochmals zu grosser Form auf.

Abgesehen davon: Leider fad, das Ganze. Das liegt nicht etwa daran, dass Hannah Gadsby jetzt offensiv auf gute Laune macht nach zwei therapeutischen Shows, in denen sie ihre Gewalterfahrungen und ihren Autismus verarbeitete – bis an die Schmerzgrenze und auch darüber hinaus. Und sie hat ja völlig Recht, wenn sie sagt, dass es schliesslich auch ziemlich politisch sei, wenn eine genderqueere Performerin auf der Bühne auch mal ihre Freude zeige. Trauma war gestern. Bloss: Nach der schonungslosen Anticomedy («Nanette») und der supersmarten Metacomedy («Douglas») kommt diese aufrichtig romantische Comedy über die Hochzeit mit ihrer Produzentin Jenney Shamash etwas flach heraus.

Aber gut, als bekennender Single bin ich auch einfach das falsche Rudeltier für solche Pärchencomedy. Ob queer oder nicht queer, das ist mir alles zu bürgerlich: Heiratsantrag, Hochzeitstorte, zu zweit Gassi gehen mit den Hunden? Dieser ganze heteronormative Mist wird auch nicht viel interessanter, wenn meine lesbische Lieblingskomikerin ihn freudig aufspiesst. Trotzdem vielen Dank für das blutige Kaninchen. Mir hats geschmeckt.

Präziser beobachtet keiner: Der Wolf Lonely Lurker schleicht im «Zoo» auf woz.ch jeder Fährte nach.