Wandern nur noch mit Helm?

«Anpassung an den Klimawandel – wie kann sie gelingen?» Zu dieser Tagung hatte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) heute Dienstag eingeladen. Seit zehn Jahren leitet es ein Pilotprogramm, an dem zehn Bundesämter beteiligt sind.

In Bern wurden fünfzig Projekte «für eine klimaangepasste Schweiz» vorgestellt. Dabei ging auch das liebste Schweizer Hobby nicht vergessen: «Sicher wandern 2040» hat zum Ziel, dass «die Wanderinfrastruktur gefahrenlos begehbar bleibt». In anderen Projekten ging es um «Hitzestress bei Weidekühen», «Fischgerechten Wasserbau», «Kühle Strassenbeläge», «Klimaangepassten Bevölkerungsschutz» oder «Klimaoasen in Gemeinden».

Manchen war an dieser Tagung die Erleichterung anzuhören: Klimaanpassung, da weiss man (oder scheint zu wissen), was man zu tun hat, da muss man nicht über unangenehme Fragen reden. Wie zum Beispiel: Ist Klimaschutz in einem Wirtschaftssystem, das auf Ressourcenverschleiss beruht, überhaupt möglich? Anpassung, da geht es um Technik, bauliche Lösungen, Überwachung von instabilen Berghängen, Hochwasserprävention oder Zivilschutzeinsätze. Und «bei Naturkatastrophen funktioniert die Zusammenarbeit in der Schweiz perfekt», wie Anna Giacometti anmerkte, die Gemeindepräsidentin von Bregaglia und heute FDP-Nationalrätin, die den schrecklichen Murgang von Bondo miterleben musste. Ganz ähnlich Karin Ingold, Professorin für Umweltsozialwissenschaften an der Uni Bern: «Hochwasserschutz ist ein Erfahrungsfeld, das wir ausschöpfen dürfen.»

Auch Bundesrat Albert Rösti, der die Tagung gewohnt jovial eröffnete, fand den Fokus auf Anpassung gut. Denn – das alte Narrativ der SVP – bei der Bekämpfung der Klimaerwärmung könne so ein kleines Land wie die Schweiz ja wenig tun. Viele hatten offenbar überhört, was die Geografin Veruska Muccione zu Beginn der Tagung gesagt hatte: Die Wirksamkeit der Anpassungsmassnahmen sinke mit zunehmender Erwärmung.

Zum Glück durchkreuzten auch später kritische Einwürfe die helvetische Selbstgefälligkeit, etwa von der grünen Ständerätin Lisa Mazzone, die mahnte, man dürfe beim Ausbau der Erneuerbaren die Biodiversität nicht vergessen (damit allerdings in der Umweltkommission ihrer Kammer nicht durchkommt). Oder vom Mann aus dem Publikum, der trocken fragte: «Wir reden von Klimaanpassung und verbreitern die Autobahn zwischen Lausanne und Genf auf sechs Spuren. Ist das nicht ein Widerspruch?»

Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt die Dinge zurecht.