Höhere Löhne für Krankenkassen­bosse!

Hartnäckiges Kratzen im Hals, Fieber, und es wird einfach nicht besser. Vielleicht wäre es an der Zeit, zur Ärztin zu gehen – verschreibungspflichtige Medikamente ballern einfach besser rein. Aber liegt das finanziell wirklich drin? Die Franchise ist noch nicht aufgebraucht; das Gegenteil gilt für die Ersparnisse – vielleicht kennst du dieses Gefühl.

Andreas Schönenberger kennt es nicht. Schönenberger ist nämlich CEO der Krankenkasse Sanitas und verdient damit fast eine Million Franken pro Jahr. Wie viel das ist? Schönenberger könnte sich jeden Tag 200 Packungen 400-mg-Ibuprofen gönnen und hätte trotzdem noch mehr Geld übrig, als eine Schweizerin mit Medianlohn insgesamt verdient – wobei im Schnitt rund ein Zehntel davon gleich wieder für Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien draufgeht. Personen mit einem Bruttoeinkommen von weniger als 4500 Franken drücken sogar 20 Prozent ihres Einkommens für die Gesundheit ab.

Das ist verdammt viel – und dürfte bald noch mehr werden, wie das Bundesamt für Gesundheit heute Morgen in einem Mediengespräch mitgeteilt hat. Die Gesundheitskosten seien schon im ersten Quartal des laufenden Jahres um 3,4 Prozent angestiegen, was logischerweise auch wieder zu steigenden Prämien führen werde, hiess es da.

Etwas dagegen unternehmen können wir als einfache Tierchen natürlich nicht: Eine Alternative gibt es nicht. Die Grundversicherung ist ja obligatorisch – zum Glück, muss man sagen. Aber es stellt sich schon die Frage, wieso dann trotzdem noch alle so tun, als würden wir uns hier auf einem Markt bewegen, wenn das offensichtlich nicht zutrifft. Und wenn sich Schönenberger und Co. Löhne auszahlen, als hätten sie etwas für die Attraktivität ihrer Unternehmen geleistet und nicht einfach freie Fahrt beim Einkassieren unseres Zehnten gehabt.

Das Parlament scheint jetzt die Zeichen der Zeit erkannt zu haben, so gut es das eben kann. Die Gesundheitskommission des Ständerats hat sich dafür ausgesprochen, die Saläre im Business mit der obligatorischen Krankenversicherung zu deckeln. Der «Tages-Anzeiger» findet das gut: Die hohen Löhne der Chefs in der Branche könnten sonst womöglich das Modell einer Einheitskasse popularisieren.

Wenn der «Tagi» etwas gut findet, sollte das aber immer auch Anlass sein, kurz innezuhalten, darüber nachzudenken – und dann zum gegenteiligen Schluss zu kommen: Soll Schönenberger doch noch ein Weilchen richtig abkassieren dürfen! Vielleicht geht da ja sogar noch mehr? Vielleicht stimmt es ja, dass dann irgendwann mal allen klar werden wird, wie krank dieses Geschäft wirklich ist – von Grund auf.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt leider schon bald nicht mehr im «Zoo» auf woz.ch.