Burkarts Bildungsblabla

Und wieder hegt einer grosse Pläne für die Volksschule der Zukunft. FDP-Präsident Thierry Burkart, bis anhin nicht mit einem ausgereiften Bildungsdossier aufgefallen, redet im grossen «Tages-Anzeiger»-Interview über die FDP als Bildungspartei – und wie er sich ein Schulsystem à la FDP vorstellt: Sonderklassen für fremdsprachige Kinder, Sanktionen gegen «fehlbare» Schüler:innen, höhere Pensen für Lehrkräfte und die Abschaffung der integrativen Schule.

Letztere sei, so Burkart, nämlich auf ganzer Linie gescheitert. Leidtragende seien in erster Linie die Kinder, die trotz hohem Betreuungsaufwand die Bildungsziele nicht erreichten. Viel besser sei es da, jedem Kind die Bildung zu ermöglichen, die es brauche. Nicht für alle Kinder dasselbe, sondern für jedes Kind das individuell Richtige. So was nennt Burkart: Chancengleichheit.

Dieses Schönreden von Abgesondertheit ist eine gute Strategie, den Problemen im Schweizer Bildungswesen moralisch bequem zu begegnen. Jedem Kind sein verdientes Plätzli und die Chancen, die ihm gebühren. Was daran gerecht sein oder gar (was im Interview auch ins Feld geführt wird) den sozialen Aufstieg ermöglichen soll, führt Burkart nicht aus.

Auf die von zahlreichen Fachpersonen gestützte Überzeugung, dass Schüler:innen, die in Sonderklassen abgeschoben werden, alles andere als gleiche Chancen haben (geschweige denn die Möglichkeit auf eine gesunde, positive Entwicklung) geht Burkart ebenfalls nicht ein. Wie soll er auch: Ihn interessieren nicht die Kinder, sondern eine Wirtschaft, die am Laufen gehalten werden muss. Denn «nur gut ausgebildete Schülerinnen und Schüler […] tragen zum Erfolg der Schweiz» bei.

Die Gefährdung dieses Erfolges sieht der FDP-Präsident nicht nur in fehlgeleiteten Strukturen, auch bei den Inhalten zeigt er sich besorgt. «Zahlreiche Probleme und Trends» würden heutzutage in die Volksschule getragen, hinzu kämen «woke Weltanschauungen» statt einer neutralen Vermittlung des Unterrichtsstoffs. Was Neutralität in diesem Kontext bedeuten soll, wird nicht weiter thematisiert. Man kann es sich aber auch so vorstellen.