Flüchtlinge auf Lampedusa: Der Papst sei mit Darbellay

Nr. 28 –

Der neue Papst ist auf seiner ersten Reise mit einem Schiff auf die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa gefahren. Sie ist eine wichtige Station von Flüchtlingen auf dem Weg nach Europa. Reine Symbolpolitik? Bestimmt. Allerdings besteht das Kerngeschäft der katholischen Kirche nun einmal in der Symbolpolitik. Es geht also darum, welche Symbole sie schafft. Fürs Erste setzt sich Franziskus von seinem reaktionären Vorgänger ab: Versuchte Benedikt, die Wirtschaftskrise mit dem alten faulen Zauber von Weihrauch, Latein und schicken Gewändern zu vertreiben, hat Franziskus auf der Insel die europäische Flüchtlingspolitik kritisiert.

Angesichts der stillen Katastrophe an den Grenzen fand er die treffende Beschreibung einer «Globalisierung der Gleichgültigkeit» und gedachte der 20 000 Menschen, die auf der Flucht nach Europa in den letzten dreissig Jahren ihr Leben verloren haben.

Gewiss muss sich zeigen, ob Franziskus, der ein Papst für die Armen sein will, sich auf Barmherzigkeit und Mitleid beschränkt oder ob er der Befreiungstheologie und damit der konkreten Aktion gegen das Unrecht wieder mehr Platz einräumt. Zum Glück bleibt der Glaube in einer aufgeklärten Gesellschaft jeder und jedem selbst überlassen. Es kommt darauf an, was die Gläubigen mit den Worten des Papstes anfangen.

Die kirchlichen Verbündeten in den Solidaritätsnetzen, ohne die es in der Schweiz schon lange keine Asylbewegung mehr geben würde, können sich von diesen Worten in ihrem Engagement bestärkt fühlen. Die KatholikInnen in Politik und Verwaltung sollten sie eingehender studieren.

Der Papst bat nämlich auch um Vergebung für die «Grausamkeit in jenen, die in der Anonymität Entscheidungen treffen, die den Weg für Dramen wie dieses ebnen». In der Schweiz sind ihre Namen bekannt, etwa der des Präsidenten der christlichen Volkspartei, Christophe Darbellay. Er trieb die Stigmatisierung der Flüchtlinge auf die Spitze, indem er durchsetzte, dass von ihnen DNA-Proben erfasst werden. Die Worte des Papstes seien mit ihm.