Neuenburger Wahlen: Stabiler Sieg der linken Allianz

Nr. 13 –

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Die Gewissheit kam schneller als erwartet: Die Linke hat es geschafft. Nach vier Jahren rechter Vorherrschaft hat sie die Mehrheit in der fünfköpfigen Neuenburger Kantonsregierung zurück – gar ohne zweiten Wahlgang. Damit wird erstmals seit 2023 wieder ein Kanton links regiert.

«Überraschungskanton» wird Neuenburg in den Westschweizer Medien im Hinblick auf Wahlen jeweils gern genannt. Während die Rückeroberung der linken Mehrheit als wahrscheinlich galt, überraschte doch, wie gut die linken Parteien am Sonntag abschnitten, insbesondere die zwei bisherigen SP-Regierungsrät:innen: Sie erreichten als Einzige das absolute Mehr und wurden deshalb bereits im ersten Wahlgang bestätigt. Da auch Ständerätin Céline Vara, die für die Grünen kandidierte (siehe WOZ Nr. 12/25), als Vierte gut abschnitt, befand sich das für die Wahl geschmiedete linke Bündnis aus SP, Grünen und Parti Ouvrier Populaire (POP) in einer komfortablen Ausgangslage.

Gleichzeitig musste die «Vereinigte Linke» ihre erste Zerreissprobe bestehen: POP-Kandidatin Sarah Blum lag nämlich nur rund 500 Stimmen hinter der Kandidatin der FDP, die es gerade noch auf den fünften Platz geschafft hatte. Verlockend also der Versuch, eine noch klarere linke Mehrheit anzustreben und die eigene Partei in der Regierung vertreten zu wissen. Darüber dachte der POP am Wahlabend laut nach, hätte aber hoch gepokert: Die Rechte hätte in einem zweiten Wahlgang viel zu gewinnen gehabt, und gerade SP-Wähler:innen wären vielleicht schwierig zu mobilisieren gewesen, hatten ihre zwei Kandidat:innen ihren Sitz doch bereits auf sicher.

Als nach den Bürgerlichen auch die Vereinigte Linke bekannt gab, auf einen zweiten Wahlgang zu verzichten, war klar: Das Bündnis hält, und die drei Linken sind gegenüber den zwei FDP-Politiker:innen in der Mehrheit. Dem POP gegenüber, der als einziges Bündnismitglied nicht in der Regierung vertreten ist, haben SP und Grüne Zugeständnisse gemacht, etwa zur Beibehaltung der Spitalstandorte in Neuchâtel und La Chaux-de-Fonds. Der Neuenburger POP-Präsident Julien Gressot zeigte sich denn auch zufrieden und betonte, die Linke sei stärker, wenn sie zusammenarbeite.