Klimaschutz: Netto null – in zehn Jahren

Nr. 23 –

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Suffizienz und Genügsamkeit könnten auch als Freiheitsgewinn wahrgenommen werden, schreibt die Klima-Allianz in einem Bericht, der diese Woche erschienen ist. Als Verhalten, «das sich dem übermässigen Konsumdruck entzieht». Das betreffe die Menge und die Art an Wohnraum, an motorisierter Mobilität zu Lande und vor allem in der Luft, an Nahrungsmitteln, aber auch an Konsumgütern wie Kleidung, elektronischen Geräten und digitalen Dienstleistungen.

Die Passage steht etwa in der Mitte des fünfzigseitigen «Masterplans für einen zukunftsverträglichen Klimaschutz» der Klima-Allianz, einem Zusammenschluss von mittlerweile 150 Organisationen. Und man ist froh um diese Passage. Gerade weil der Fokus hier für einmal philosophisch und emotional gesetzt wird, während der Block davor – eine Analyse des aktuellen klimapolitischen Zustands – und der Block danach – die Skizzierung politischer Massnahmen in neun spezifischen Sektoren – sehr faktenreich und teils technisch gehalten sind. Aber auch, weil die Passage festhält, wie wichtig es ist, an Narrativen und einer (Aus-)Bildung zu arbeiten, um möglichst viele Menschen mitzunehmen auf eine «Transformation zu Netto-Null in der Schweiz innert zehn Jahren».

Viele politische Massnahmen, die zu dieser Transformation beitragen sollen, liegen auf der Hand: fossile Heizungen ersetzen, ÖV- und Veloinfrastrukturen stärken, die steuerlichen Begünstigungen im Flugverkehr streichen oder die Landwirtschaft und die Ernährung auf lokale und saisonale Produktion ausrichten. Die Stärke des Masterplans liegt genau in der kompakten und stringenten Zusammenfassung dieser Massnahmen. So aufbereitet, wirkt die klimapolitische Transformation Schritt für Schritt gut machbar statt wie ein end- und hoffnungsloser Hürdenlauf.

Insofern ist der Masterplan, den insgesamt elf Autor:innen gemeinsam verfasst haben, ein hilfreicher Rat- und Impulsgeber für die kommenden klimapolitischen Debatten. Wer aber nicht bloss eine Transformation, sondern einen echten Systemwechsel möchte, der ist beim «Climate Action Plan» des Klimastreiks besser aufgehoben.