Bern und St. Gallen: Linke und Frauen legen zu, Zerfall der Bürgerlichen
Der Linkstrend in den Städten akzentuiert sich. Zu den GewinnerInnen zählen zuvorderst die Frauen. Die Rechtsbürgerlichen dagegen verlieren weiter an Boden. Das zeigen die Wahlergebnisse in Bern und St. Gallen. In Bern beeindruckt der Vormarsch der Frauen im Stadtparlament besonders: 55 der 80 Mandate holten Frauen. Selbst in der FDP-Fraktion sind die Frauen in der Mehrheit. BDP und SVP bleiben reine Männerbastionen. Das sagt alles.
Die zweite Feststellung: Die Linke legt in Bern insgesamt nochmals zu. Mit 41 von 80 Sitzen verfügt sie erstmals über eine alleinige Mehrheit: Neu sind also Mehrheiten aus SP, Grünem Bündnis, deren Jungparteien sowie kleineren linken Parteien wie der Alternativen Linken (plus ein Sitz) möglich. Bisher war man auf den blassgrünen Bündnispartner der Grünen Freien Liste (minus ein Sitz) angewiesen.
Die Mitte gewinnt dank der GLP ebenfalls auf tiefem Niveau dazu. Die Rechtsbürgerlichen verlieren: Die SVP 2 von bisher 9 Sitzen, die FDP einen von 9. Deren Fall in die Bedeutungslosigkeit illustriert eine Zahl: Im Jahr 2000 verfügte die FDP im Stadtparlament noch über 18 Sitze, heute sind es 8. Zusammen mit den anderen Rechtsbürgerlichen waren es im Jahr 2000 33 Sitze, heute sind es gerade noch 15. Ihr aktueller Versuch, wenigstens mit einem Sitz in die Stadtregierung einzuziehen, ging ebenfalls in die Hose. Was die Berner Linke mit dieser Gestaltungskraft in den nächsten vier Jahren bewirkt, ist die spannende Frage.
In der konservativen Ostschweiz schaffte die Stadt St. Gallen etwas verspätet ebenfalls eine Trendwende. Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist die Wahl der Sozialdemokratin Maria Pappa zur ersten Stadtpräsidentin in der Geschichte St. Gallens.