Pratteln: Z7-Konzertfabrik: «Heavy-Metal-Fans sind das pflegeleichteste Publikum»

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Alle Wege führen nach Pratteln, zumindest wenn man Metalfan ist. Der dort ansässige Club Z7 hat sich in den letzten fünfzehn Jahren zum bekanntesten und beliebtesten Metalclub der Schweiz entwickelt.

Pratteln: Z7-Konzertfabrik Foto: Andreas Bodmer

Pratteln ist ein Vorort von Basel. Und leidet damit am klassischen Schicksal eines Vororts: Unzählige Zug- und AutofahrerInnen kennen die Baselbieter Gemeinde mit 15 000 EinwohnerInnen einzig und allein vom Durchfahren. Aber für eine bestimmte Gruppe ist Pratteln zum Wallfahrtsort geworden. Zahlreiche Metalheads pilgern Woche für Woche in eine ehemalige Fabrikhalle, in das «Z7», den bekanntesten und beliebtesten Metalclub der Schweiz.

Eigentlich existiert das «Z7» nur, weil Norbert Mandel Mitte der Neunziger alles auf die falsche Karte gesetzt hat. Metal war damals tot oder besser gesagt totgesagt und -geschrieben. Alles drehte sich um Grunge, Hip-Hop und Techno. Doch als Mandel die Chance sah, seinen Traum von einem «Konzertschuppen» für Metal- und Hardrockbands zu verwirklichen, packte der damalige Lastwagenfahrer zu. Mit einigen KollegInnen gründete Mandel, der in den siebziger Jahren für eine Basler Konzertagentur gearbeitet hatte, einen Verein und mietete die Halle, die damals zur Umnutzung freigegeben wurde. Zwei Probleme gab es dabei, und die waren nicht zu verachten: Die Miete betrug 120 000 Franken pro Jahr, und die Halle war für 1500 Personen zugelassen – wie sollte Mandel sie jemals füllen?

Anfangs lief vieles schief, dem Verein gelang es nicht, ein stringentes Programm aufzustellen, es fehlte an Profil, der Schuldenberg wuchs. Schliesslich löste sich der Verein auf, und Mandel machte alleine weiter – getreu seinem Motto «Nicht aufgeben, dranbleiben». Das hatte er aus seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, mitgebracht. Es ging langsam, aber stetig bergauf mit der Z7-Konzertfabrik. 1997 bewilligte der Kanton Baselland einen Zuschuss von 270 000 Franken für den Ausbau der Infrastruktur. Mandels konsequente Fokussierung auf Metal und harten Rock schlug sich auch in den BesucherInnenzahlen nieder. Und seit dem Jahr 2000 muss im Club nicht mehr jeder Rappen zweimal umgedreht werden. Im letzten Jahr wurde Norbert Mandel für seine Verdienste um das «Z7» sogar mit dem Baselbieter Kulturpreis ausgezeichnet.

Kein Rassismus, kein «Bullshit»

Uriah Heep, Alice Cooper oder Saxon, das ist die Musik von Norbert Mandel. Und sie alle haben schon im «Z7» gespielt. «Das ist ein Teil meiner Philosophie: alte Bands am Leben erhalten, indem ich sie buche», sagt er. Damit hat er gute Erfahrungen gemacht. «Die Klassiker ziehen nicht nur bei alten Säcken, sondern auch bei den Jungen, das erstaunt mich immer wieder.»

Das Spektrum an Bands, die im «Z7» auftreten, ist aber nicht auf den Metal- und Hardrockbereich beschränkt. Folkpunker wie die Dropkick Murphys oder die nervöse Hardcoreband Fall of Troy waren im «Z7» zu Gast, immer wieder spielen auch – vor allem einheimische – Popgrössen in Pratteln. «Als Metalfan weiss man, was das «Z7» für die Szene leistet», meint ein regelmässiger Besucher. «Das Publikum, das nicht nur aus der ganzen Schweiz, sondern auch aus dem süddeutschen Raum und dem Elsass nach Pratteln kommt, verzeiht es dem Club deshalb auch, wenn er hin und wieder einen Baschi-Samstag oder Ähnliches einlegt, um die Kassen aufzupolieren.» Und Mandel weist schmunzelnd auf den Faktor der Quersubventionierung hin: «Ein Popfan bezahlt ein Getränk, ein Hardrocker sicher zwei, und beim Heavy-Metaller sind es dann schon vier Bier.» Ein Konsumverhalten, das sich offenbar nicht negativ auswirkt: Mandel nennt die Heavy-Metal-Fans das «grundsätzlich pflegeleichteste Publikum überhaupt».

Ein Erfolgsgeheimnis hat Norbert Mandel nicht, dafür eine klare Haltung. Auf der Website ist ein antirassistisches Statement aufgeschaltet. Als letztes Jahr eine Band am «Metalfest» im «Z7» auftreten sollte, die für ihre Show Tierkadaver verwendet, sagte er Nein: «So ein Bullshit kommt mir nicht ins Haus.» Mandel weiss aber genau, dass es mehr braucht als eine fette Gage, um die Bands bei Laune zu halten. Entsprechend viel Wert legt er aufs Catering. Und wer jemals länger auf Tour war, der weiss, dass die Wäsche ein mühsames Thema ist. Also hat Mandel eine Waschmaschine angeschafft. Ausserdem: «Ich brauche ein schweinegeiles Team vor Ort.»

Für die Nischen ins Zentrum

Mittlerweile hat das «Z7» eine Art kleine Schwester, die Gallery Bar, die ebenfalls in Pratteln liegt. Seit diesem Sommer beherbergt der Club überdies die sogenannte Rockakademie – eine Plattform, die in regelmässigem Abstand Vorträge, Seminare und Workshops für Bands, Konzertveranstalter, Labelbetreiberinnen und andere Interessierte organisiert. Geführt wird die Rockakademie von Mandel und seinem Veranstalterkollegen François Cochard.

In den Nischen des Metal tut sich momentan einiges. In Zürich ist jüngst an der Zähringerstrasse, unweit vom Central, die Metalbar Ebrietas eröffnet worden, was so viel bedeutet wie «Rausch» oder «Trunkenheit». Mit dem Dynamo gibt es in Zürich einen weiteren Club, der immer wieder Metalbands im Programm hat. Jüngst sind dort mit Baroness und Torche zwei spannende Bands aus den USA aufgetreten, die für eine neue Art von Metal stehen, die weit über die Ränder des Genres hinausblickt. Das bedeutet für Metalfans: für den «Mainstream» an den Stadtrand, für die Nischen ins Zentrum.

www.z-7.ch