«Pepe Mujica»: Rendezvous mit dem Präsidenten

Nr. 4 –

Vom Guerillero zum Staatsmann: Heidi Specogna porträtiert in ihrem neuen Dokumentarfilm den Präsidenten von Uruguay.

«Wir müssen den Armen zeigen, wie man fischt, statt ihnen Fische zu schenken», sagt der alte Mann mit weissem Haar und Schnauz. Er trägt eine dunkle Sonnenbrille, eine schlichte schwarze Jacke und sieht aus wie ein einfacher Mann vom Lande. Doch der dickbäuchige Mann, der an einer Einweihung neuer Wohnhäuser in einem Armenviertel in Uruguay eine Rede hält, ist nicht irgendwer: Es ist Pepe Mujica, der Staatspräsident.

In ihrem neuen Dokumentarfilm porträtiert Heidi Specogna («Das Schiff des Torjägers») den wohl eigenwilligsten Präsidenten der Welt: Pepe Mujica gibt den grössten Teil seines Einkommens an karitative Fonds und Nichtregierungsorganisationen weiter, fährt privat einen alten VW und lebt auch als Präsident noch auf seinem kleinen Bauernhof in der Nähe von Montevideo.

Wie seine Frau Lucía Topolansky, die heute Senatorin ist, gehörte auch Mujica ab den sechziger Jahren zur Guerillagruppe Tupamaros, beide verbrachten während der Diktatur in Uruguay (1973–1985) mehrere Jahre im Gefängnis. Specogna hat die beiden bereits in ihrem Film «Tupamaros» (1997) porträtiert, in dem sie ehemalige Guerillagruppen zu Wort kommen lässt. Jahre später wenden sich der Präsident und seine Frau in einem Brief an die Filmemacherin, ob sie nicht nochmals filmen kommen möge. Und Specogna, die seit Jahren engagierte Dokumentarfilme über politisch brisante Themen macht, war gerne dazu bereit. «Pepe Mujica. Lessons from the Flowerbed» beginnt mit diesem Brief, gelesen von Topolansky, sowie mit Aufnahmen aus dem Film von 1997. Specogna lässt dann vor allem diesen engagierten alten Mann sprechen, und man hört ihm gerne zu – sei es in seinem Garten, an öffentlichen Veranstaltungen oder in seinem Büro. Parallel dazu verfolgt der Film die Debatte im Senat über ein neues Gesetz über Anbau und Handel von Marihuana: Am Ende hat Uruguay nicht nur den aussergewöhnlichsten Präsidenten, sondern auch ein weltweit einmaliges Marihuanagesetz.

«Pepe Mujica. Lessons from the Flowerbed» in Solothurn, Reithalle, So, 25. Januar 2015, 14.15 Uhr, 
und im Konzertsaal, Di, 27. Januar 2015, 21 Uhr.

Pepe Mujica. Lessons from the Flowerbed. Regie: Heidi Specogna. Deutschland 2014