Bundesbeschluss Velo: Velowege retten Leben

Nr. 37 –

Am Morgen des 23. September 2013 stieg Nino Kühnis aufs Velo. Der Historiker, Musiker, Grafiker und Aktivist wollte zur Universität Zürich. Er kam nie an: In der Unterführung beim Zürcher Bahnhofplatz rammte ihn ein Lastwagen, der vermutlich rechts abbiegen wollte. Der 35-Jährige starb am gleichen Tag im Spital.

Nino Kühnis war gut vernetzt: Seine FreundInnen organisierten nach seinem Tod nicht nur eine Gedenkdemo, sondern sammelten auch Unterschriften. Die Petition «Sicheres Velonetz bauen» wurde Anfang 2014 mit über 8000 Unterschriften dem Zürcher Stadtrat übergeben. Sie führte zu einem kleinen Erfolg: Die Stadt gestaltete die Unterführung beim Bahnhofplatz neu und velofreundlicher. Ungefährlich ist sie allerdings immer noch nicht. Und weiterhin hat das Zürcher Velowegnetz grosse Lücken – trotz einem Ja zum Gegenvorschlag zur kommunalen Veloinitiative der Grünen im Sommer 2015. Wie gross die Unzufriedenheit ist, zeigt die Velorouteninitiative der Stadtzürcher SP: An einem einzigen Tag kamen letztes Jahr 5000 Unterschriften zusammen, 2000 mehr als nötig.

«Es geht in Zürich nicht vorwärts mit den Velowegen», bemängelt auch Silas Hobi von der Organisation Umverkehr. «Nicht einmal die im Richtplan festgelegten Velohauptrouten sind durchgehend markiert.» Umverkehr fordert, dass Parkplätze aufgehoben werden, um Platz für Velostreifen zu schaffen. «Die Stadt Bern zeigt, dass mehr möglich ist. Velomarkierungen bei den Ampeln schaffen Platz, rote Markierungen für Velofahrende beim Spurwechsel halten Autofahrende zur Vorsicht an. Das sind einfach umsetzbare Massnahmen, die viel bringen.»

Am 23. September, genau fünf Jahre nach Nino Kühnis’ Tod, stimmt die Schweiz nun über den Bundesbeschluss Velo ab. Damit wird sich nicht sofort etwas ändern; die kommunale Ebene bleibt für Velowege die wichtigste. Trotzdem ist ein möglichst hoher Ja-Anteil entscheidend, um die Dringlichkeit des Anliegens zu betonen. Wären gute Velowege Standard, könnte Nino Kühnis noch leben.