Bauarbeiterstreik: Gegen Lohndumping
Wenn die Streikkampagne wie angekündigt am nächsten Montag in verschiedenen Regionen beginnt, dann sieht es nach einem Anfangserfolg für die Gewerkschaften aus. Die Bereitschaft zu streiken, ist weit verbreitet. Von rund 36 000 Bauarbeitern, die in einer Urabstimmung befragt wurden, unterstützten 84 Prozent den Streikaufruf. Hansueli Scheidegger, Leiter der Unia-Streikkampagne, ist von der hohen Zustimmung selber ein bisschen überrascht. «Es geht ja anders als bei dem Streik für eine vorzeitige Pensionierung im November 2002 um eine trockene Angelegenheit, um eine Vertragsverlängerung.» Aber offensichtlich hat die Mobilisierung funktioniert. Denn seit klar ist, dass der GAV gekündigt wird, haben die Gewerkschaften konsequent den vertragslosen Zustand mit Lohndumping gleichgesetzt. Die Bemühungen der Baumeister mit Selbstverpflichtungen und Versprechungen, die Bauarbeiter zu beruhigen, verfingen offenbar nicht. Und mit dem Entscheid der tripartiten Kommission des Kantons Zürich, die Anfangslöhne junger ungelernter Arbeiter um zehn Prozent zu senken, haben die Befürchtungen Auftrieb erhalten. Obwohl der Baumeisterverband über den Zürcher Entscheid ebenso entsetzt war wie die Gewerkschaften und die Kommission später versuchte, ihn rückgängig zu machen.
Bislang geben sich aber auch die Baumeister entschlossen. Die Macht der Gewerkschaften zu brechen, ist das erklärte Ziel ihres Verbandspräsidenten Werner Messmer. Erst Mitte September haben die Baumeister den harten Kurs ihrer Führung erneut bestätigt. Die rund 15 000 Bauarbeiter an der Demo in Zürich scheinen sie wenig zu beeindrucken. Bislang sind keine grossen Absetzbewegungen bei den Unternehmen festzustellen, auch wenn da und dort die Faust im Sack gemacht wird. Die nächste Verhandlungsrunde ist erst im November vorgesehen - und zwar auf Vorschlag der Baumeister. «Vor den Wahlen passiert sowieso nichts mehr», sagt auch Scheidegger. Er kann sich aber auch ein anderes Szenario vorstellen. In der Schweiz sei Streik immer noch unüblich. Gelinge es, eine breite Streikfront aufzubauen, dann mache das sicher Eindruck. Und: «Wenn die Baumeister hart bleiben, dann werden die Streiks grösser und länger», sagt Scheidegger.