Agrarfreihandel: Alles ökologisch?

Nr. 12 –

Bis 2016 sollen alle Schranken fal­len: Agrarfreihandel mit der EU ist das Ziel des Bundesrats. Im Herbst sol­len die Verhandlungen beginnen. Bundesrätin Doris Leuthard verspricht bis 25 Prozent tiefere Lebensmittelpreise, die Grossverteiler freuen sich auf bil­lige Importe. Der Branchenverband Bio ­Suisse und die SP befürworten die Plä­ne, die SVP bekämpft sie – ein klassischer Streit zwischen links und rechts, weltoffen und abgeschottet? Wie so oft in der Agrarpolitik sieht es aus der Nähe etwas anders aus. Bio Suisse befürwortet den Agrarfreihandel wegen der Exportchancen – in Deutschland hat der Bioboom gerade so richtig begonnen, die Nachfrage ist höher als das inländische Angebot. Bündner Biosalsiz für Nord­rhein-Westfalen – warum auch nicht? Aber eigentlich ging es der Biobewegung einmal um etwas anderes: um die regionale Versorgung mit ökologischen Produkten.

«Wenn es uns gelingt, uns mit den Hauptprodukten Käse, Schokolade und Kräuter zu positionieren, dann sind wir gut ausgerüstet», so Bio-­Suisse-Ge­schäftsführer Markus Arbenz im «Bund». Doch Schoggi und Kräuter decken den Tisch nicht. Die Schweizer Selbstversorgung mit pflanzlichen Nahrungsmitteln, die heute bei gut vierzig Prozent liegt, wird sinken, da der Ackerbau im EU-Vergleich nicht konkurrenzfähig ist. Das landwirtschaftliche Einkommen, das schon heute jährlich um 2,5 Prozent abnimmt, wird dramatisch sinken – laut Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) um rund 800 Millionen Franken. Die Zahl der Bauernhöfe wird ebenfalls sinken – genaue Prognosen will das BLW auch auf Anfrage keine abgeben. Stark zunehmen hingegen wird laut BLW-Bericht «die internationale Verflechtung des Agrar- und Lebensmittelsektors». Das heisst: der Verkehr.