«Der Knochenmann»: Scharfe Messer, gerupfte Hühner

Nr. 12 –

Um Prostitution, einen griesgrämigen Wirt und natürlich um die Liebe geht es in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolf Haas. Wie das Buch ist auch der Film witzig, makaber und äusserst unterhaltsam.


«Jetzt ist schon wieder was passiert», sagt die Stimme aus dem Off zu Beginn des Films. Und wer Wolf Haas kennt, weiss, was nun kommt: Mord und Totschlag und mittendrin Privatdetektiv Brenner, der sich schwerfällig durch einen wirren Fall wühlt. «Der Knochenmann» ist die Verfilmung des gleichnamigen Brenner-Krimis, von denen der österreichische Autor Wolf Haas sechs geschrieben hat. Nach der Verfilmung von «Komm, süsser Tod» (2000) und «Silentium» (2004)» hat Wolfgang Murnberger mit «Der Knochenmann» nun Wolf Haas’ Brenner-Krimi Nummer zwei verfilmt.

Ort des Geschehens ist das Wirtshaus Löschenkohl in der Oststeiermark. «Weil der Löschenkohl, das ist eine Hendlstation, wenn du dir eine Möbelhalle vorstellst oder diese Garagen, wo sie Jumbo-Jets unterstellen. Und die ganze Flugzeuggarage ist voll mit Leuten, die Backhendl essen.» So beschreibt Haas im Buch den Gasthof, und was man im Film zu sehen bekommt, passt genau zu dieser Beschreibung. Auch Josef Hader, der wie schon in den letzten beiden Wolf-Haas-Filmen den Brenner darstellt, ist ein Glücksfall. Zwar sieht er sicher besser aus als Brenner gemäss den Beschreibungen von Haas: «Und der Brenner sowieso nie sehr auf der überzüchteten Seite. Schon rein das Äusserliche. Ein untersetzter Brocken mit einem Gesicht, an dem die Pockennarben noch das Glatteste waren, weil ihm die beiden steilen Falten gleich zentimetertief in die Wangen geschnitten haben.» Doch die für Brenner typische Mischung aus Selbstmitleid, Gleichgültigkeit und plötzlicher Feinfühligkeit verkörpert er perfekt.

Wo ist Horvath?

Eigentlich wollte der Brenner nur ganz kurz auf dem Land haltmachen: Er soll den Leasingwagen eines Herrn Horvath der Leasingfirma zurückbringen, da Horvath die letzten Raten nicht bezahlt hat. Vor dem «Löschenkohl» steht denn auch das gesuchte Auto, doch im Wirtshaus will niemand etwas von einem Herrn Horvath wissen. Und überhaupt wird der Brenner sehr unfreundlich behandelt, sowohl von der Kellnerin (Pia Hierzegger) wie auch vom alten Löschenkohl (Josef Bierbichler) selber. «Dies ist ein Wirtshaus, nicht ein Gasthaus», antwortet der griesgrämige Wirt auf Brenners Bemerkung, dass doch in einem Gasthaus der Gast König sei. Unsympathisch ist auch der Sohn des Wirts, der Porsche-Pauli (Christoph Luser), der mit seinem schwarzen Porsche durch die Gegend braust und darunter leidet, dass ihn niemand ernst nimmt.

Auch Brenner nicht: Als der Porsche-Pauli ihn bittet, seinen Vater zu beschatten, da dieser hohe Summen aus der Gasthauskasse zu undurchsichtigen Zwecken ausgibt, lehnt Brenner ab. Schliesslich bleibt er dann doch im «Löschenkohl» hängen. Grund ist die Frau vom Porsche-Pauli, die Birgit (Birgit Minichmayr), die es dem Brenner angetan hat. Was dann alles passiert, bekommt er gar nicht so mit, weil er ständig die schöne Birgit anstarrt. Währenddessen finden rund um den «Löschenkohl» Erpressungen und Verrat statt, und es geht um Prostitution, Hühnerknochen, eine Knochenmehlmaschine - und natürlich um die Liebe.

Ein neuer Plot

Regisseur Murnberger hat gemeinsam mit Hauptdarsteller Hader und Wolf Haas das Drehbuch geschrieben und dabei den Plot des Romans ziemlich verändert. Doch das Umfeld, in dem «Der Knochenmann» spielt, stimmt, und die schrägen Figuren und witzigen Dialoge werden der Originalfassung von Haas vollauf gerecht. Auch visuell packt der Film, was unter anderem am Ort des Geschehens liegt: Scharfe Messer, gerupfte Hühnchen, abgenagte Knochen, die schwitzende Birgit am Braten, Öl, das aus der Pfanne spritzt, der düstere Keller mit der ratternden Knochenmehlmaschine - dies sind alles wunderbare Sujets für einen Film. Und dann ist da noch der grossartige Josef Bierbichler als Löschenkohl, ein imposanter Mann, der mit seiner Präsenz jeden Raum füllt und es schafft, trotz seiner grauslichen Taten irgendwie doch sympathisch zu sein.